Bild nicht mehr verfügbar.

Ghazi Kanaan

Foto: REUTERS/KHALED AL-HARIRI
Damaskus/Washington – Der syrische Innenminister Ghazi Kanaan hat sich das Leben genommen und damit die Regierung in Damaskus, die international wegen der Ermordung des früheren libanesischen Premierministers Rafik Hariri im Februar unter Verdacht steht, in schwere Bedrängnis gebracht. Kanaan war Ende September von dem deutschen UN-Sonderermittler Detlev Mehlis zum Mordfall Hariri befragt worden. Innenminister Kanaan war zwanzig Jahre lang Chef der syrischen Geheimdienste im Libanon, die in den Hariri-Mord verwickelt sein sollen.

Kanaan soll sich am Mittwoch in seinem Büro in Damaskus mit einer Pistole in den Mund geschossen haben und sofort tot gewesen sein. Die staatliche Nachrichtenagentur meldete zu Mittag ohne weitere Erklärungen den Selbstmord des Ministers, der als einflussreich galt und dem Machtapparat um Staatspräsident Bashar Assad nahe stand.

Bericht soll Ende Oktober präsentiert werden

"Syrien ist nicht in die Ermordung von Hariri verwickelt", gab Assad in einem Interview mit CNN an, das kurz vor Kanaans Selbstmord stattgefunden haben soll: "Es ist unmöglich, dass ich eine solche Anordnung gegeben hätte." Mehlis, der derzeit in Wien an seinem Bericht schreibt, will das Ergebnis seiner Untersuchungen Ende Oktober UN-Generalsekretär Kofi Annan übergeben.

Kanaan dementierte am Mittwochmorgen in einem Interview libanesische Fernsehberichte, die ihn belastet hatten, und sagte, dass dies das letzte Statement sei, das er abgeben werde. Kurz danach erschoss er sich.

Bush warnt Syrien

US-Präsident George W. Bush warnte indes Syrien erneut, keine radikalen Kräfte in der Region zu unterstützen. Syrien müsse die "Demokratie im Libanon respektieren" und alles tun, "um den Zustrom von Selbstmördern und Mördern in den Irak zu verhindern", verlangte der amerikanische Präsident. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.10.2005)