Die Zahlen hätten auch in der Zeit der Internethysterie jedem Unternehmen der "New Economy" geschmeichelt: ein Kursgewinn von 350 Prozent in den vergangenen zwei Jahren, während der Branchenschnitt nur bei 55 Prozent liegt.

Es ist allerdings die österreichische OMV, die mit solchen Zahlen aufwarten kann. Im Oktober 2003 war der Konzern rund drei Milliarden Euro wert, heute müsste ein Käufer bereits 14 Milliarden auf den Tisch legen.

Natürlich ist diese Erfolgsgeschichte auch auf die stark gestiegenen Rohölpreise zurückzuführen - allerdings verdient die OMV entgegen landläufigen Vermutungen nicht so stark an den hohen Benzinpreisen, sondern vor allem durch den Verkauf des selbst geförderten Rohöls.

Der andere Teil der Kursgewinne ist auf die Expansionspolitik des Unternehmens zurückzuführen: Vorstandschef Wolfgang Ruttenstorfer hat Schritt für Schritt mit Tankstellenzukäufen von Bayern bis zum Schwarzen Meer und natürlich mit der rumänischen Ölgesellschaft Petrom, ähnlich wie auch die Erste Bank und die BA-CA, die Ostöffnung bestens genutzt und sich eine führende Stellung erarbeitet.

Doch gilt die alte Anlegerregel, der zufolge hohe Erträge auch mit erhöhtem Risiko erkauft werden müssen, auch für die OMV. Das Expansionstempo ist gewaltig, und vor allem in Rumänien ist der Konzern noch lange nicht dort, wo er hinwill: Personalabbau, unberechenbare Gewerkschaften und Rationalisierungen könnten noch einige Schwierigkeiten mit sich bringen, und so mancher Analyst würde eine Konsolidierung vor weiteren Zukäufen begrüßen.

Ruttenstorfer hat sich aber zu einer Vorwärtsstrategie entschlossen und will 1,7 Milliarden Euro pro Jahr investieren. Es ist zu hoffen, dass dieser Mut weiterhin belohnt wird. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.10.2005)