Auch der Sportwagenbauer Porsche solle keine Vertreter in den Aufsichtsrat des Wolfsburger Wettbewerbers entsenden, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Mittwoch unter Berufung auf das im Auftrag von VW erstellte Gutachten der Investmentbank JP Morgan.
Das letzte Wort sei aber noch nicht gefallen, fügte die mit der Situation vertraute Person hinzu. Porsche fordert mindestens zwei Sitze in den Gremium und hat ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben.
Porsche bekräftigt Forderung
Während VW sich zu den Empfehlungen nicht äußern wollte, bekräftigte Porsche seine Forderung. "Wir streben mindestens zwei Sitze im Aufsichtsrat bei VW an", sagte ein Sprecher. Die bei einer weiteren Anteilsaufstockung möglichen drei Mandate könnten über den Rücktritt von Gremienmitgliedern sowie über Wahlen bei der nächsten ordentlichen oder einer außerordentlichen Hauptversammlung erreicht werden.
Ein bei einer internationalen Anwaltskanzlei in Auftrag gegebenes eigenes Gutachten komme überdies zu dem Schluss, dass Piech wegen seiner Doppelrolle sich nicht notwendigerweise aus dem Aufsichtsrat zurückziehen müsse. Den Namen der Kanzlei wollte der Sprecher nicht preisgeben.
Doppelfunktion
Piech übt bei Porsche und VW seit langem Doppelfunktionen aus, da er vor seinem Wechsel in den Aufsichtsrat lange Jahre als Vorstandschef das Tagesgeschäft bei VW geleitet habe. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) will als Vertreter des zweitgrößten VW-Aktionärs mögliche Auswirkungen von Piechs Doppelrolle untersuchen lassen. Niedersachsen war bis zum Porsche-Einstieg mit gut 18 Prozent größter Aktionär des Wolfsburger Autobauers.
Die VW-Aktien und die börsennotierten Porsche-Vorzüge gaben mit dem schwächeren Markttrend auf 48,05 Euro und 612,50 Euro nach.
Volkswagen pocht nach dem Einstieg von Porsche als größtem Anteilseigner auf seine Eigenständigkeit und will sich trotz verstärkter Zusammenarbeit mit dem Sportwagenhersteller Partnerschaften mit anderen Autoherstellern nicht verbauen.
Grundlagenvertrag
Ein Grundlagenvertrag soll diese Unabhängigkeit nach dem Willen des Aufsichtsrates sichern. Porsche solle keinen Einfluss auf die Strategie nehmen können, auch wenn zur besseren Auslastung der VW-Werke verstärkt gemeinsam mit Porsche produziert und entwickelt werde.
Porsche hält mittlerweile fast 19 Prozent an Volkswagen. Dem Kontrollgremium bei Europas größten Autobauer steht der langjährige VW-Chef und Porsche-Großaktionär Piech vor.