Ein biederes Einfamilienhaus in Jollas, einer Suburb von Helsinki: Der Volvo in der Einfahrt ist brav poliert, vor dem Eingang wartet der Fußabstreifer, bloß der Rasen ist nur zu zwei Dritteln gemäht - dahinter wuchert die Wildnis. Auch das ist finnisches Design. Denn die Vorstadtidylle ist inszeniert, das Haus nur angemietet für eine Art "Artist in Container" im Rahmen der Helsinki Design Week (19. bis 26. September). Acht junge, finnische Designer machen sich hier fünf Tage und vier Nächte lang breit, arbeiten gemeinsam an einem Designprojekt mit ungewissem Ausgang.

"Nehmt euch doch was zu essen"...

... sagt Pirjo Suhonen, die das "Live In" für ihre Schwester, die Designerin Paola Suhonen managt. Es gibt Nudelsalat mit Schwarzbrot, und Platz nimmt man auf Sitzsäcken, die wenig bequemer sind als ihre Vorfahren aus den 70er-Jahren. Die gesamte Einrichtung ist von Künstlern und Designern gestaltet, an die 40 Exponate sind in den Wohnräumen arrangiert. Kuratiert wurde die Schau von Krista Kosonen, Sanna Bruun und Elina Aalto - nein, nicht verwandt mit dem Großmeister.

Überhaupt ist das Verhältnis zu den Vorfahren ein distanziert entspanntes. Die ausgestellten Exponate entsprechen nicht unbedingt der Erwartungshaltung, von lesbarer Funktionalität keine Spur. Verspielt, manieriert und teilweise ordentlich unbrauchbar zeugt das Mobiliar von gesundem Selbstbewusstsein einer neuen Generation.

Da geht es bei der "Design Partners 05" schon etwas nüchterner zu, schließlich soll die Designmesse im Kulturzentrum Kaapeli-Fabrik, in der einst Nokia schnöde Kabel fertigte, sowohl Publikum als auch Hersteller ansprechen. "Die Design Partners gibt es nun schon zum fünften Mal, quasi als Alternative zur traditionellen Möbelmesse Habitare", erzählt der Organisator Kari Korkmann. "Neu ist, dass sie im Rahmen der Design Week stattfindet, die so etwas wie ein Dach für die unterschiedlichen Designveranstaltungen sein soll."

Während bei der "Design Partners"...

... so renommierte Firmen wie Artek, Iittala, Korhonen oder Marimekko recht herkömmlich im messeüblichen Kojensystem ausstellen, betritt man bei einer Führung durch die "Open Studios" Neuland. "Ziel der Design Woche ist es ja, hinauszugehen in die Stadt - oder eben umgekehrt die Interessierten hineinzulassen in die Produktionsstätten", erklärt die Journalistin Katja Lindroos, die den Studioparcours organisiert hat. Dabei trifft man z. B. im Souterrain eines Architekturbüros den Designer Ilkka Suppanen, der immerhin auch schon bei Cappellini vertreten ist. "Diesen Prototyp entwickle ich im Auftrag einer italienischen Firma", erläutert Suppanen bereitwillig, während er versucht, den Leuchtradius seines Lampenversuchs zu erklären.

"Das ist ein ganz typischer Fall", meint später Katja Lindroos. "Der Prototyp wird hier entwickelt, und die Produktion geht ins Ausland. Das hat aber auch einen positiven Effekt, weil so müssen die finnischen Designer international werden - egal, ob sie es wollen oder nicht." (Tanja Paar/Der Standard/rondo/14/10/2005)