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Veränderungen im Gehirn von schizophrenen Patienten werden mittles der Positronen- Emissions-Tomographie (PET) sichtbar gemacht.

Foto: APA/PET Scan/Tauscher
Wien - 80.000 Betroffene in Österreich - und oft ein Stigma, das Patienten von der Früherkennung und optimalen Behandlung abhält: Die Schizophrenie ist weiterhin jene psychiatrische Erkrankung, die für die Kranken und ihre Angehörigen am belastendsten ist. Dabei gibt es mit den modernen atypischen Neuroleptika gute Behandlungsmöglichkeiten, die offenbar auch schützend auf das Gehirn wirken, erklärten am Donnerstag Experten bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Es sind in Österreich ca. 80.000 Menschen betroffen. Etwa 20 Prozent aller stationären Aufnahmen in psychiatrischen Krankenhäusern sind mit der Diagnose Schizophrenie behaftet. (...) Hemmnis in der Behandlung ist das Stigma. Es gibt Probleme mit der Bezahlung in allen therapeutischen Bereichen", sagte der Linzer Psychiater Univ.-Doz. Dr. Werner Schöny (Wagner-Jauregg Krankenhaus).

Sozialpsychiatrische Revolution durch Antipsychotika

Erst seit 1952 - mit Chlorpromazin als erstem Neuroleptikum - ist die Schizophrenie medikamentös behandelbar. Univ.-Prof. Dr. Christian Barnas von der psychiatrischen Universitätsklinik am Wiener AKH: "Erst die Wirksamkeit der Antipsychotika hat die sozialpsychiatrische Revolution möglich gemacht. Es ist gelungen, Tausende Spitalsbetten (in der Psychiatrie, Anm.) abzuschaffen. Mitte der achtziger Jahre kamen dann neue, atypische Antipsychotika. Sie haben eine gute Wirksamkeit auf alle Symptome."

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe solcher gut wirksamer atypischer Neuroleptika. Diese modernen Arzneimittel wirken einerseits gegen die oft vorhandenen Halluzinationen und verhindern aber auch, dass sich Patienten in sich zurückziehen und den Kontakt zur Umwelt abbrechen ("negative Symptomatik").

Gehirn vor Abbau schützen

Univ.-Prof. Dr. Karl Dantendorfer, Präsident von "pro mente" Wien: "Patienten, die ein Placebo erhielten, hatten eine Rückfallrate von bis zu 80 Prozent. Schizophrene, die Neuroleptika bekamen, wiesen eine Rückfallrate von 13 bis 30 Prozent auf." Substanzen wie Olanzapin haben aber neben der Dämpfung der Symptome der Schizophrenie noch weitere positive Wirkungen. Es gibt nämlich Hinweise darauf, dass es durch neurotoxische Prozesse bei Patienten ohne Behandlung zu einer Schrumpfung des Gehirns kommt. Der Psychiater: "Wir können mit dem Medikament das Gehirn zumindest zu einem gewissen Grad vor dem Abbau schützen." Dies hätte sich eindeutig mit bildgebenden Verfahren nachweisen lassen.

Auf Begleiterscheinungen achten

Das wichtigste ist eine früh einsetzende Langzeitbehandlung bei Schizophrenie. Patienten mit der Erkrankung - sie entwickelt sich zumeist im jungen Erwachsenenalter zwischen 18 und 30 Jahren - sind aber auch zusätzlich durch physische Erkrankungen gefährdet. So weisen 52 Prozent der männlichen und 36 Prozent der weiblichen Patienten auch ein "metabolisches Syndrom" (Übergewicht, Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes-Vorstufe etc.) auf. In der Allgemeinbevölkerung liegt dieser Anteil bei 25 Prozent. Ein Teil davon könnte auch eine Nebenwirkung der Antipsychotika darstellen. Wichtig wäre es deshalb, dass bei Schizophrenen auch speziell auf solche "Begleiterscheinungen" geachtet und Betroffene dem entsprechend behandelt werden. (APA)