In Österreich begann am Mittwochabend eine neue, langsame Zeit, während rund drei Jahren muss Teamchef Josef Hickersberger keine Quali-Spiele gewinnen. Drei Freundschaftsspiele sind angesetzt, vielleicht findet sich bis zur EM im Juni 2008 noch der eine oder andere Spaziergang.
Der Spitzensport verführt zur Raserei als Berufseinstellung und Alltagsgewohnheit. Der Skirennfahrer Andreas Schifferer rammte in angeblich alkoholisiertem Zustand (laut Polizei 1,1 Promille) ein entgegenkommenden Fahrzeug, verletzte dessen Lenker und sich selber, gewärtigt staatsanwaltliche Vorerhebungen. Ein Leben in Geschwindigkeit kommt ins Schleudern.
Die selbstmörderisch autorasenden Skirennfahrer sind nur die prominentesten Suchtkranken der Bewusstseinstrübung durch Beschleunigung, Promipolitiker sind ebenfalls anfällig. Insofern ist Jörg Haider im Porsche für die letzten 15 Jahre das Genrebild der Politik.
"Speed Kills" postulierte nach der "Wende" der damalige ÖVP-Klubobmann Andreas Khol, inzwischen weiß man, was passiert, wenn man ohne Rücksicht auf Verluste aufs Gas drückt. Bis zur EM 2008 wird eine Nationalratswahl sein und eine neue Nationalmannschaft. Die konzeptlose Hektik der letzten Jahre in Politik und Kick verbirgt in Nationalteam und Nationalrat die kreative und ideologische Trägheit. Statt Spaß und Tempo anzubeten, sollten Vernunft und Kreativität wieder angewendet werden. Sie erlauben eine höhere Geschwindigkeit als der speedige kill und sie setzen den Menschen wieder zum Chef der Raserei ein. Auch wenn das vom Sportwagen heraus ungeil ausschaut. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 14. Oktober 2005, Johann Skocek)