Wien - Für Interessenten an der VA-Tech-Kraftwerkssparte Hydro pressiert es nicht mehr ganz so stark bei der Erstellung von Angeboten. Siemens hat vom ursprünglich für kommenden Montag fixierten Ende der Angebotsfrist Abstand genommen und die Frist um eine Woche verlängert, erfuhr der STANDARD aus Siemens-Kreisen. Die mit der Abwicklung des Deals betraute Investmentbank Goldman Sachs habe die interessierten Konsortien über die Fristerstreckung bereits informiert, heißt es weiter.

Als Grund für die Verschiebung - nächste Woche sollte eigentlich eine Shortlist erstellt werden - werden Probleme potenzieller Bieter bei der Finanzierung der umfangreichen Haftungen und Garantien genannt. Das verwundert nicht, summieren sich diese doch auf insgesamt 1,67 Milliarden Euro.

Zahl der Interessenten "bescheiden"

Der Löwenanteil davon entfällt auf den Hydro-Teilbereich Combined Cycle, also den Gas-Kombi-Kraftwerksbau, der per 30. Juni 2005 stolze 147 Millionen Euro an Bankgarantien und 802 Mio. Euro an Konzerngarantien bzw. -haftungen auf die Waage brachte. Beim Wasserkraftwerksbau ist es umgekehrt, da machen die Bankgarantien 495 Mio. Euro aus und die Konzernhaftungen 224 Mio. Euro. In Summe müsse ein Käufer bei einer Bank gut und gern 500 Mio. Euro darstellen können, erläutert ein Kraftwerksbauexperte, der nicht genannt werden will, dem STANDARD.

Ein Insider will wissen, dass die Zahl der ernst zu nehmenden Hydro-Käufer sehr bescheiden sei, weshalb das Kaufobjekt für potenzielle Investoren attraktiver gemacht werden solle. Der Münchner Elektromulti signalisiere neuerdings sogar Entgegenkommen bei der Finanzierung. Dem Vernehmen nach bastelt die BA-CA an einem Finanzierungskonzept, das den Hydro-Interessenten die Erstellung ihrer - vorerst unverbindlichen - Angebote erleichtern solle.

Bei Siemens will in der Causa Hydro-Verkauf ebenso wenig jemand Stellung nehmen wie bei Goldman Sachs. "Wir haben Fristen und Inhalte nie bestätigt oder kommentiert", sagt Siemens-Sprecher Eberhard Dombek. "Alles läuft wie geplant, der Verkauf ist unverändert Anfang 2006 geplant."

Bewegung bei Tochter SAT

Bewegung orten mit der Materie Vertraute auch bei der Automatisierungstochter SAT, auf die Hydro sowie die mittlerweile zu Siemens gehörende Energieverteilungssparte T&D gleichermaßen zugreifen. Bisher wollte Siemens die SAT ganz und den Hydro-Käufer über Verträge beliefern, was allerdings zu einer Abhängigkeit des neuen Eigentümers geführt hätte. "Das geht ja nicht, das wäre ja ein Torso ohne Arme und Beine", sagt ein langjähriger VA-Tech-Mitarbeiter. Jetzt wird laut Insidern darüber verhandelt, die vor einigen Jahren von Hydro in SAT abgespaltenen Teile wie Application Engineering, Fernwirktechnik und "Schutz & Erregung" wieder herauszulösen und doch mit Hydro mitzuverkaufen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.10.2005)