Peter Filzmaier, Fritz Plasser:
"Politik auf amerikanisch. Wahlen und politischer Wettbewerb in den USA"
€ 46,70/327 Seiten. Manz, Wien 2005

Buchcover: Manz
In Amerika - und nicht nur dort - ist immer Wahlkampf. Manchmal nimmt er offenere Formen an wie in dem untergriffigen Finale George W. Bush gegen John Kerry im zweiten Halbjahr 2004, dann wieder schwelt er auf kleinerer Flamme dahin. Aber schon 2005 sind die Vorwehen der "Mid Term Elections" 2006 und der Präsidentschaftswahlen des Jahres 2008 zu spüren. Gouverneure und Senatoren bringen sich in Position, der politische Wettkampf macht keine Pause. Insofern herrscht immer ein günstiger Zeitpunkt, um sich mit den vertrackten Gesetzmäßigkeiten, die die politischen Auseinandersetzungen im Inneren der letzten Supermacht bestimmen, zu befassen.

Fritz Plasser und Peter Filzmaier - Letzterer ist den STANDARD-Lesern auch als Kolumnist vertraut - haben mit ihrem jüngsten Opus Politik auf amerikanisch einen Leitfaden verfasst, mit dem sich jeder Interessierte hervorragend im unwegsamen Gelände des politischen Wettbewerbs in den Vereinigten Staaten zurechtfinden kann. Ermöglicht wird dies durch die profunde Sachkunde der beiden Politologen, die zu den besten österreichischen Kennern des US-Politsystems zählen und schon mehrere Bücher zu diesem Thema publiziert haben.

Nicht minder relevant ist aber auch die Herangehensweise der Autoren: Sie vermeiden es konsequent, den - auch dank der brachialen Politik der Regierung Bush gewachsenen - europäischen Bedarf an antiamerikanischen Ressentiments zu bedienen, sondern sie setzen auf vorurteilslose Nüchternheit und analytische Tiefenschärfe. Filzmaier/Plasser sind bei periodischen Lehr- und Forschungsaufenthalten in den Vereinigten Staaten auf Tuchfühlung mit US-Politikern, Kandidaten, Journalisten und Politikberatern gegangen und haben darüber hinaus intensive Recherchen der neuesten Fachliteratur unternommen.

Die einzelnen Kapitel behandeln die institutionellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen, innerhalb derer der politische Wettbewerb stattfindet, die Wahlkampffinanzierung (Stichwort: "Scheckbuchdemokratie"), die Rolle der Medien (besonders auch jene des Internets) sowie das Wahlverhalten der Amerikaner bei den Präsidentenwahlkämpfen, die bis ins Jahr 1988 zurückverfolgt werden (damals trat Bush senior gegen Michael Dukakis an), beziehungsweise bei den Kongresswahlen zwischen 1994 und 2004.

Im Zuge der Lektüre erschließen sich nach und nach die für viele Europäer rätselhaften Spezifika des politischen Geschehens in den USA. So wäre zum Beispiel ohne genaue Kenntnis des Elektorensystems überhaupt nicht zu verstehen, was amerikanische Wahlkampfstrategen antreibt. Das Wahlmännergremium erklären Filzmaier und Plasser ebenso wie das opake Vorwahlsystem oder die Schwierigkeiten bei der praktischen Stimmabgabe, die im Jahr 2000 beim wochenlangen Auszählungschaos Bush gegen Gore für alle Welt sichtbar wurden. In Kombination mit reichhaltigem Zahlen- und statistischem Material wird das Buch dadurch zu einer Fundgrube für alle, die sich ein tieferes Verständnis der politischen Funktionsmechanismen der USA aneignen wollen. (ALBUM/DER STANDARD, Printausgabe, 15./16.10.2005)