Alessandro Profumo, Chef der italienischen Großbank UniCredit, hat sein Ziel erreicht. UniCredit schluckt die Münchner HypoVereinsbank (HVB) und somit die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA). Damit schreibt Profumo auch österreichische Wirtschaftsgeschichte. Er setzt fort, was Ex-BA-CA-Chef Gerhard Randa begonnen hat. UniCredit-Deal-Gegner Randa hatte, stets wirtschaftlichen Nöten folgend, Länderbank und Zentralsparkasse fusioniert, dann die Creditanstalt dazugekauft. Als dieser BA-CA die Luft auszugehen drohte, verkaufte er an die Bayern. Nicht ohne ihnen die Eigenständigkeit und Zuständigkeit der BA-CA für das profitable Ostgeschäft abzuringen. Abgesichert wurde das im Bank-der-Regionen-Vertrag mit der gemeindenahen Privatstiftung und HVB-Aktionärin AVZ.

Diesen Sonderstatus der Österreicher, die sich ihren bayerischen Eigentümern nie untergeordnet hatten und dieses Kunststück nun bei den Italienern wiederholen wollen, wird Profumo beenden. BA-CA-Chef Erich Hampel darf zwar die Ostgeschäfte von Wien aus leiten, aber im italienischen Korsett. Denn Profumo wird den Konzern so führen wie bisher: in glasklaren Strukturen, mit Personen seines Vertrauens, mit vollem Durchgriff - und ohne Kompromisse. Profumo wird die AVZ daher genauso in ihre Schranken weisen wie den bisher so mächtigen Betriebsrat. Die Zeit der Wiener Gemütlichkeit ist vorbei.

In Deutschland hat Profumo schon gezeigt, wer nun Herr im Haus ist: Das Firmenkundengeschäft wird zwar von München aus geleitet, Chef wird aber ein Italiener. Und auch die AVZ wird umdisponieren müssen. Seit Freitag hat UniCredit ihre angestrebten 65 Prozent an der HVB. Das Pfand der AVZ in ihren Tauschgesprächen mit den Italienern - vier HVB-Prozent gegen ein bisschen Unabhängigkeit - ist keinen Pfifferling mehr wert. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.10.2005)