London/Wien - Bei den Ermittlungen über die Vergiftung des jetzigen ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko gibt es offenbar Fortschritte. Es lägen neue Erkenntnisse zur Art des Giftes und dessen Eigenschaften vor, sagte Juschtschenko in einem Interview mit der BBC, ohne weitere Details zu nennen. Juschtschenko hält sich derzeit zu einem Besuch in London auf.

Hinter dem Giftanschlags stünden vermutlich Ukrainer, erklärte der Präsident weiter. Es gebe mehr als zehn verschiedene Szenarien, die von den Ermittlern geprüft würden. Gleichzeitig gab er sich zuversichtlich, dass der Fall aufgeklärt werde: "Ich bin mir sicher, dass dieses Verbrechen aufgeklärt werden wird."

Juschtschenko war während des Präsidentschaftswahlkampfes Anfang September 2004 auf mysteriöse Art und Weise erkrankt, eigenen Angaben zufolge nach einem Abendessen mit den damaligen Spitzen des ukrainischen Geheimdienstes. Er hatte sich drei Mal im Wiener Privatspital Rudolfinerhaus behandeln lassen. Die Ärzte diagnostizierten nach wochenlanger Suche eine Dioxin-Vergiftung "mit Verdacht auf Fremdverschulden". Die Hintergründe der Vergiftung sind bis heute nicht geklärt.

Zum Mord am ukrainischen Journalisten Georgi Gongadse im Jahr 2000 sagte der Präsident, seinem Amtsvorgänger Leonid Kutschma werde keine Immunität gewährt, falls ihm eine Beteiligung an dem Verbrechen nachgewiesen werde. "Jeder ist gleich vor dem Gesetz. Darüber gibt es absolut keinen Zweifel."

Gongadse war im September 2000 entführt und ermordet worden. Anschließend aufgetauchte Tonbänder enthielten Hinweise auf eine mögliche Verwicklung von Ex-Präsident Kutschma; eine Untersuchungskommission des ukrainischen Parlaments hatte ihn vor einem Monat beschuldigt, die Entführung Gongadses angeordnet zu haben. Auch dieser Fall ist bis heute nicht aufgeklärt. (APA/Reuters/AFP)