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Bisher hatte der Konzern dies verweigert und dazu auf den komplizierten Herstellungsprozess und die hohe Qualitätsanforderungen verwiesen.

Foto: Reuters/Bucher
Basel - Angesichts der riesigen Nachfrage nach Mitteln gegen die Vogelgrippe will das Schweizer Pharmaunternehmen Roche das Monopol für sein Medikament Tamiflu lockern. Am Dienstag räumte Roche erstmals die Möglichkeit ein, international Zweitlizenzen zur Tamiflu-Fertigung an Regierungen oder andere Firmen zu vergeben.

Bisher hatte der Konzern dies verweigert und dazu auf den komplizierten Herstellungsprozess und die hohe Qualitätsanforderungen verwiesen. Oberste Priorität des Unternehmens sei es, die Produktionskapazitäten möglichst schnell zu erhöhen, sagte der für die Roche-Pharmasparte Verantwortliche William Burns. Auch die eigene Fertigung soll deutlich hochgefahren werden.

Ansteckung verhindern

Das eigentlich zur Vorbeuge und Behandlung der normalen Grippe (Influenza) entwickelte Tamiflu von Roche gilt als eines der vermutlich wirksamsten Mittel, um eine befürchtete Ansteckung von Menschen mit dem gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 zu verhindern. Der Tamiflu-Wirkstoff Oseltamivir zählt zu den so genannten Neuraminidase-Hemmern, die ein Einnisten und Ausbreiten von Grippeviren verhindern sollen. Insgesamt liegen Bestellungen aus 40 Ländern rund um den Globus vor.

Die Regeln der Welthandelsorganisation WTO räumen Regierungen die Möglichkeit ein, auf eigene Faust Medikamente zu kopieren, wenn sie von einer Gesundheitskrise getroffen werden. Dem will Roche nun offenbar nach wochenlangen Tauziehen um Tamiflu entgegenwirken. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte vergangene Woche gewarnt, das Urheberrecht dürfe nicht "den allgemeinen Zugang zu Medikamenten behindern".

Bisher hat nach Roche-Angaben nur die taiwanesische Regierung dem Unternehmen eine Zusammenarbeit bei der Tamiflu-Herstellung angeboten. Ein entsprechendes Schreiben sei am Montag eingetroffen und werde geprüft, sagte eine Roche-Sprecherin. Der indische Generika-Konzern Cipla hatte vergangene Woche in der "Financial Times" Interesse an einer Lizenzproduktion von Tamiflu bekundet. Roche erklärte sich am Dienstag offen für Gespräche mit Cipla; bisher habe sich das indische Unternehmen aber noch nicht gemeldet.

Wie Roche weiter mitteilte, gab die US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht für einen weiteren Produktionsstandort in den USA. Dieser gehöre zu einem Netz von rund einem Dutzend Herstellungszentren für Tamiflu in der ganzen Welt, die zumeist von Roche-Partnern betrieben würden. Nach jüngsten Angaben aus dem Unternehmen will Roche seine Produktionskapazitäten von Tamiflu in diesem Jahr verdoppeln; verglichen mit 2003 soll die Fertigung sogar bis zu zehn Mal höher liegen. (APA)