Teheran - Wegen ihrer Teilnahme an einer Konferenz der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin sind am Samstag zwei Iranerinnen festgenommen worden. Wie ihre Familien mitteilten, mussten die Rechtsanwältin Mehranghise Kar und die Direktorin eines Verlagshauses, Shahla Lahidschi, am Morgen vor einem Revolutionsgericht erscheinen und wurden danach inhaftiert. Den beiden Frauen wird vorgeworfen, die islamische Werteordung in Frage gestellt zu haben. Die konservative Justiz hatte bereits vor Tagen einen Haftbefehl gegen den im Ausland weilenden iranischen Geistlichen Hasan Yousefi-Ashkevari erlassen, der ebenfalls an der Konferenz teilgenommen hatte. Ihm wird vorgeworfen, gegen die Interessen des Staates gehandelt, Propaganda gegen das islamische System betrieben und den Glauben beleidigt zu haben. Am Sonntag sind auch mehrere prominente Reformer wegen ihrer Teilnahme an der Konferenz vor ein iranisches Gericht geladen worden. Der Journalist Hamid Resa Djalaiepur, dessen Blatt vorige Woche neben anderen Reform-Zeitungen geschlossen wurde, und Studentenführer Ali Afshari erschienen zu dem nicht-öffentlichern Gerichtstermin in Teheran. Die Böll-Stiftung hatte am Donnerstag in einem Brief an das Teheraner Justizministerium die Freilassung des Reformers und Journalisten Akbar Ganji gefordert, der ebenfalls wegen der Teilnahme an der Konferenz am 22. April festgenommen worden war. Die Stiftung warnte davor, den Machtkampf im Iran auf dem Rücken der Konferenzteilnehmer auszutragen und die deutsch-iranischen Beziehungen zu belasten. Die Konferenz mit dem Titel "Der Iran nach den Parlamentswahlen - Die Reformdynamik der islamischen Republik", die vom 7. bis 9. April im "Haus der Kulturen der Welt" stattfand, sollte den deutsch-iranischen Dialog intensivieren. Nach Angaben der Veranstalter hatten an der Konferenz 17 Vetreter der islamischen und nicht-islamischen Strömungen der Reformbewegungen im Iran teilgenommen. Während des Seminars sei es jedoch zu Protesten gekommen, weshalb die Veranstaltung am 10. April habe unterbrochen werden müssen. Der konservative Klerus hat die Berliner Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung, die den Grünen nahe steht, öffentlich kritisiert. Irans ehemaliger Präsident Akbar Hashemi Rafsandjani hatte jüngst erklärt, das Seminar sei möglicherweise vom Erzfeind USA organisiert worden, um dem Iran und der Islamischen Revolution zu schaden. (APA/reuters/red)