In die unendlichen Weiten der Fernsehwelten entführt das Magazin "Zapping International" jeden Samstag bei Arte und zeigt, dass es trotz Globalisierung und Weltdorf den feinen Unterschied gottlob doch noch gibt. Der Massengeschmack bewegt sich zwar gefährlich einheitlich, für kleinere und größere Ausreißer ist aber Platz – und die manifestieren sich eindrucksvoll im Fernsehen.

Zuletzt etwa am Beispiel Argentiniens: Natürlich gibt es dort einen eigenen Tangosender. Die dort gebotene Performance lässt unsere patscherten Nachwuchstänzer wie die sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen erscheinen. Weniger nobel präsentiert sich die argentinische Fernsehlandschaft, wenn es um Werbung geht. Die Argentinier sind sehr stolz auf ihre unkonventionelle Art, Ware feilzubieten. Da wackelt die Kamera, der Talkmaster unterbricht sein Interview und ruft: "Was ist das? Der Kameramann ist verkühlt!" Und verschreibt ihm sogleich Hustenpillen.

Argentiniens Fernsehpublikum verbringt weltweit die meiste Zeit vor den Bildschirmen. Quotenhit ist die Kindersendung "Floricienta". Ein modernes Märchen über ein keckes Mädchen und ihren Prinz. Folgen von "Floricienta" laufen sogar im Kino – vor 8000 begeisterten Zuschauern. Im Moment schauen sie mit Vorliebe Ekelshows: Bei "Susanna" oder "Marcello" verspeisen Gäste etwa löffelweise Würmer. Das nächste Mal (Donnerstag, 12 Uhr, Wiederholung 2.25 Uhr) spürt "Zapping International" Fernsehen in Portugal nach. 30 überaus lohnende Minuten. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 19.10.2005)