Rom - Aus Protest gegen Italiens skandalumwittertem Notenbankchef Antonio Fazio, der trotz eines drohenden Prozesses wegen Amtsmissbrauchs nicht zurücktreten will, haben die Parlamentarier der italienischen Opposition den Saal verlassen, als der Gouverneur am Dienstag mit seinem Bewertungen über die Haushaltspläne der Regierung begonnen hat.

"Fazios Amtsverbleib an der Spitze der Notenbank ist ein großer Schaden für das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Banca d'Italia", hieß es in einer Stellungnahme der Abgeordneten.

In einem halbleeren Saal warnte Fazio vor dem ausufernden Defizit, das voraussichtlich auch 2006 wachsen werde. Diese Prognosen seien mit den teilweise unzulänglichen Sparmaßnahmen der Regierung und zum Teil mit der schwierigen wirtschaftlichen Konjunktur zu erklären, sagte der Notenbankchef.

Fazio warnte auch vor der zunehmenden Verschuldung, die bis Ende 2005 von 106,5 auf 108,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) klettern sollte. Fazio drängte auf eine raschere Veräußerung staatlicher Immobilien, was den Staatskassen 15 Mrd. Euro an zusätzlichen Einnahmen bescheren würde.

Der 69-jährige Fazio steht seit Monaten unter Druck. Ihm wird Amtsmißbrauch im Zusammenhang mit der Übernahmeschlacht um die norditalienische Bank Antonveneta vorgeworfen. Der Gouverneur war vor einer Woche von der römischen Staatsanwaltschaft über sein angeblich parteiisches Verhalten im Bieterstreit um Antonveneta vernommen worden. Er hatte vor den Ermittlern versichert, seinen institutionellen Pflichten nachgekommen zu sein. Vergebens wurde er von der Regierung zum Rücktritt aufgefordert. Das Kabinett kann jedoch den zu lebenslang ernannten Notenbankchef aus dem Amt drängen. (APA)