Wien - Das Wahlprogramm seiner Republikanischen Partei müsse "weiblicher" werden. Diese Auffassung vertrat der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat (1996) und Senator Bob Dole, der sich am Samstag in Wien aufhielt, am Rande einer Veranstaltung in der US-Botschaft gegenüber Journalisten. Die Republikaner hätten in ihrer Wählerschaft viele Frauen verloren, erklärte Dole, die Partei müsse deren Interessen stärker berücksichtigen. Den demokratischen Präsidentschaftkandidaten Al Gore, derzeit US-Vizepräsident, hält Dole für "schwach". Seine Frau wieder Ministerin? Ob er etwas dagegen hätte, wenn seine Frau Elizabeth Dole bei den kommenden Präsidentenwahlen, wo es um die Nachfolge des Demokraten Bill Clinton geht, als Vize für den republikanischen Herausforderer George Bush jun. ins Rennen gehe? "Nein", meinte Dole gut gelaunt. Um lachend, in Anspielung auf die hohen Wahlkampfkosten, hinzuzufügen, dann müßte er wohl um "Federal housing" (entspricht sinngemäß etwa dem Begriff Gemeindebauten) ansuchen. Die frühere Ministerin könnte für die Republikaner Millionen weibliche Wählerstimmen bringen, ihr wurden aber zuletzt nicht die besten Chancen eingeräumt, mit Bush auf das "ticket" zu kommen. Shoa-Film vor vielfärbigem Publikum gezeigt Dole, der sich auf einer Reise durch osteuropäische Staaten befindet, war für einen Tag nach Wien gekommen, um einer privaten Vorführung von Spielbergs preisgekröntem Holocaust-Film "The Last Days" (Die letzten Tage) am Samstagabend beizuwohnen. In dem Film erzählen fünf jüdische Holocaust-Überlebende, unter ihnen der demokratische US-Kongressabgeordnete Tom Lantos, über ihre Kindheit in Ungarn und die Vernichtung ihrer Familien durch die Nazis. Dole und Lantos sind, ungeachtet der Zugehörigkeit zu verschiedenen Parteien, eng befreundet. Demokrat Lantos verurteilte Knoll-Angriffe Dole begüßte nach der Vorführung den Umstand, dass zu der Präsentation des Shoah-Films Vertreter aller vier österreichischen Parlamentsparteien erschienen waren. "Für Diskriminierung gibt es keinen Platz", sagte Dole. Nach dem Zweiten Weltkrieg hätten angesichts der Kriegsgräuel alle gesagt "Nie wieder", und doch "geschah es wieder auf dem Balkan". Lantos nannte Dole seinerseits "einen großen Staatsmann" und erinnerte an dessen Einsatz in der US-Armee im Zweiten Weltkrieg, wo er schwer verletzt wurde. Man bekämpfe sich politisch, "doch wir teilen dieselben Werte", so Lantos. Zu der Filmpräsentation und dem anschließenden Empfang in der Residenz der US-Botschafterin war zahlreiche politische Prominenz erschienen, unter ihnen die Regierungsmitglieder Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ) und Staatssekretär Franz Morak (ÖVP). Das Parlament war durch die Nationalratspräsidenten Heinz Fischer (S), Werner Fasslabend (V) und Thomas Prinzhorn (F) vertreten, ferner durch eine Reihe von Abgeordneten aller vier im Hohen Haus vertretenen Parteien. Auch die burgenländische Superintendentin Gertraud Knoll war erschienen; die Angriffe gegen Knoll hatte Lantos am Donnerstag scharf verurteilt.