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Brasilianische Staatsanleihen oder Emerging-Market-Bond-Anleihen in Euro versprechen eine gute Rendite.

Foto: Reuters
Mit Anleihen und -fonds waren während der letzten Jahre auch in harter Währung durch ständig fallende Zinsen gute Erträge zu erzielen. Nun scheint sich nach der Zinswende in den USA auch in Europa langsam eine Änderung im Zinsgefüge anzubahnen.

So rät Franz Wenzel, Chefvolkswirt Europa bei AXA Investment Managers, festverzinsliche Kapitalanlagen generell unterzugewichten: "Denn mit großer Wahrscheinlichkeit ist von höheren langfristigen Zinsen auszugehen."

Und Michael Krautzberger, Head of Fixed Incom bei Merrill Lynch, meint im Gespräche mit dem STANDARD ebenfalls, dass "die Luft langsam dünn wird". Man könne in Zukunft nicht mehr solche Returns erzielen wie in den vergangenen Jahren, weil die Nominalverzinsung niedrig ist. "In den USA", erläutert Krautzberger, "könnten noch weitere Zinserhöhungen folgen. Die EZB sollte die Zinsen vorerst bei zwei Prozent belassen."

Auch Marktbeobachter gehen nicht davon aus, dass die EZB eine Zinsänderung vor Mitte 2006 durchführen wird. Privatinvestoren empfiehlt Krautzberger, Renten dem Portfolio beizumischen, etwa mit 25 Prozent: "Hier vor allem solche aus den neuen EU-Mitgliedsländern, da gibt es noch die meisten Chancen."

Lang- oder kurzfristig

Mittlere Laufzeiten sollten bei Anleihen vermieden werden - entweder kurz- oder sehr langfristig anlegen, rät Krautzberger. Beim Griff zu hochverzinsten Unternehmensanleihen sollten Investoren nicht übertreiben, da das Risiko sehr hoch ist.

Auch Epicon-Dachfondsmanager und Vorstand Michael Richter geht bei den Eurozinsen in den nächsten Monaten von keiner Veränderung aus: "In den USA hingegen rechnen wir bis Jahresende aber mit weiteren Erhöhungen durch die FED von 50 Basispunkten und einem US-Leitzinssatz bei 4,25 Prozent." Konvergenztitel sind für Richter auch jetzt noch interessant: "Im Bereich der Emerging-Markets-Anleihen sollte das aktuelle Niveau attraktiv für einen Einstieg sein.

Im Investment-Grade-Bereich favorisieren wir Staatsanleihen gegenüber Unternehmensanleihen, hier mit kürzeren Laufzeiten." Der Epicon-Experte warnt vor US-Papieren: "Weitere anstehende Zinserhöhungen machen sie vorläufig unattraktiv; auch aus Währungssicht raten wir zur Vorsicht."

Auch Richter empfiehlt einen breiten Mix, wo neben den klassischen Papieren auch inflationsgeschützte Anleihen und Preferred Securities Platz finden. Der Wiener Finanzanalyst und Fondsmanager Gerhard Massenbauer rechnet mit nur moderat steigenden Anleihenzinsen: "Bis Jahresende werden Anleger mit Anleihen wohl nichts mehr verdienen. Verluste stehen - noch - nicht an."

Risikopapiere

Gute Renditen ortet Massenbauer nur noch bei Risikopapieren wie brasilianischen Staats-oder sonstigen Emerging-Market-Bond-Anleihen in Euro: "Wer mit Wechselkursschwankungen umgehen kann, greift zu Pfund-, australischen Dollar-, ungarischen Forint oder polnischen Zlotyanleihen."

2006 erwartet Massenbauer, dass lange Laufzeiten unter Druck geraten, wenn die Zinsen inflationsbedingt steigen und Anleihenkurse an Wert einbüßen.

Massenbauer favorisiert Bonitätsrisiken vor langen Laufzeiten: "Eine brasilianische Staatsanleihe mit 18 Monaten Restlaufzeit erscheint weniger riskant als eine österreichische Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren." (Reinhard Kremer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, .10.2005)