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Auf dem Programm
Am 5. November (19 Uhr) findet ein Festkonzert statt, dessen musikalische Grundlage die sechs ersten Staatsopern-Premieren des Jahres 1955 bilden: Seiji Ozawa dirigiert die dritte Leonoren-Ouvertüre und das Finale aus "Fidelio" (mit dem vor 50 Jahren eröffnet wurde), Zubin Mehta Auszüge aus "Don Giovanni", Christian Thielemann Terzett und Schlussduett aus dem "Rosenkavalier" sowie Auszüge aus "Die Meistersinger von Nürnberg", Daniele Gatti widmet sich "Aida" und Franz Welser-Möst der "Frau ohne Schatten". Holender hob hervor, dass es möglich war, "fünf weltberühmte Dirigenten" für diesen Abend zu gewinnen, denn "das ist ja nicht so einfach".
Auf der Bühne werden neben jenen hochkarätigen Künstlern, die für halbe Gage am Gala-Programm mitwirken (von Ferruccio Furlanetto und Edita Gruberova bis zu Agnes Baltsa, Placido Domingo, Bryn Terfel und Thomas Hampson), auch zwölf Ehrenmitglieder des Hauses zu sehen sein. Unter ihnen befinden sich auch die Kammersängerinnen Christel Goltz, Sena Jurinac und ihr Kollege Waldemar Kmentt, die von Karl Löbl am 30.10. (11 Uhr) als "die einzigen überlebenden und auskunftsfähigen Hauptrollen-Sänger der Eröffnungspremieren von damals" zur Teilnahme an einer Matinee gebeten werden.
Public Viewing
Auf dem Karajan-Platz findet eine Live-Übertragung im HDTV-Format statt, bei der die Zuschauer ebenso wie in der Staatsoper selbst in den Pausen bewirtet werden. Radio Österreich 1 überträgt live, ORF 2 zeitversetzt um 20 Uhr. Mit dem Unternehmen Clasart konnte die Platzierung der Ausstrahlung in Ländern wie Japan, China, Frankreich, Großbritannien, USA, Polen, Finnland u.a. erreicht werden (ZDF sendet am 6.11. um 19 Uhr), ebenso wird es eine DVD geben, die bereits zum Weihnachtsgeschäft im Handel sein soll.
"Hätte ich wirklich Mut gehabt, hätte ich wahrscheinlich einen neuen 'Fidelio' machen müssen", gab sich der Staatsopern-Direktor selbstkritisch, "aber das wollte ich nicht riskieren." Eine Neuinszenierung hätte bedeutet, alles auf eine Karte zu setzen, und hätte die Journalisten ohnedies nur von der Regie-Seite her interessiert. Auch die Bemühungen um neue Werke oder um "Staatsoperette"-Komponist Otto M. Zykan seien nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Immerhin gebe es im November mit Aufführungen von "Oedipe", "Wozzeck", "Salome", "Lulu" und "Ariadne auf Naxos" eine bewusste Konzentration auf Opern des 20. Jahrhunderts.
Kaffeehaus-Kultur
Am 5. November wird auch die Eröffnung des neuen, privat betriebenen "Café Oper Wien" am Herbert von Karajan-Platz sowie des "Staatsopernmuseums" im Hanuschhof gefeiert. Die erste Ausstellung im neuen Museum, für dessen Einrichtung man "keinen luckerten Pfennig dazubekommen" habe (Holender), ist der Geschichte des Hauses von 1955 bis in die Gegenwart gewidmet.
Museums- und Ausstellungsarchitektur stammen von Hans Hoffer, die mühsame Archivarbeit besorgte Staatsopern-Chefdramaturg Peter Blaha. "Das Museum ist bei der Archiv-Aufarbeitung ein großer Schritt nach vorne", betonte Blaha, der u.a. im Staatsarchiv zahlreiche Fotos der zerstörten Staatsoper entdeckt hat. Verschwunden ist jedoch, so der Staatsoperndirektor, nicht nur umfangreiches Material zur Geschichte des Hauses, sondern auch jener "Goldene Schlüssel", der 1955 zur Eröffnung dem damaligen Staatsoperndirektor Karl Böhm überreicht wurde.