Bis 21. November können die fünf Interessenten noch verbindliche Angebote für den 66-Prozent-Anteil am Flughafen Bratislava abgeben.

Foto: Letisko Airport Bratislava
Wien - Dem Flughafen Wien könnte im Fall eines Zuschlags für den vor der Privatisierung stehenden Flughafen Bratislava/Preßburg eine Wettbewerbsklage ins Haus stehen: "Wir würden bei der EU-Kommission Beschwerde einlegen", falls der nur 60 Kilometer entfernte Wiener Flughafen zum Zug kommt, kündigt Johann Frank, Chef der Beraterfirma Airport Consulting Vienna (ACV), im Wirtschaftsmagazin "trend" in dessen am Dienstag erscheinender Ausgabe an.

"Regionales Monopol"

Franks Begründung: "Da würde ein regionales Monopol entstehen." ACV, bis 2001 eine 50-Prozent-Tochter des Schwechater Flughafens, ist Teil eines Konsortiums rund um den deutschen Low-Cost-Flughafen Köln-Bonn und den Infrastrukturfonds Galaxy.

Der Flughafen Wien zeigt sich von der Drohung wenig beeindruckt. "Das ist Unsinn", sagte Airport-Sprecher Michael Kochwalter am Freitag auf APA-Anfrage. Ein regionales Monopol gebe es nicht, weil die beiden Flughäfen in verschiedenen Segmenten aktiv seien: Wien diene als Umsteigeflughafen dem Transfer, während Bratislava den Punkt-zu-Punkt-Verkehr abdecke.

"Wir glauben nicht, dass eine solche Klage rechtlich eine Chance hätte", heißt es aus dem Flughafen Wien. Bei der angedrohten Klage handle es sich "offenbar um das Spielchen eines Mitbewerbers, der offenbar überzeugt ist, selbst kein gutes Angebot vorlegen zu können".

Angebote noch bis 21. November möglich

Noch bis zum 21. November können die fünf Interessenten verbindliche Angebote für den 66-Prozent-Anteil am schnell wachsenden Flughafen der slowakischen Hauptstadt abgeben. Analysten schätzen den Preis für den Anteil am Flughafen Bratislava auf 100 bis 150 Mio. Euro.

Frühere Aussagen, wonach es intern bereits eine Präferenz für einen der Bieter gebe, zog die als Berater fungierende Meinl Bank wieder zurück. "Andernfalls wären wir zum Europäischen Gerichtshof gegangen", zitiert das Magazin ACV-Chef Frank.

Auf Grund der geringen Entfernung von nur rund 50 Kilometern ist für den Flughafen Wien die Entscheidung von besonderer Bedeutung. Zwar könnten "beide Airports auch getrennt voneinander existieren", wird Flughafen-Chef Herbert Kaufmann zitiert. Doch ein Zuschlag wäre für Wien "extrem sinnvoll - ebenso für den Flughafen Bratislava". Denn angesichts der erwarteten Verdopplung des Passagieraufkommens von 16 auf 30 Millionen Fluggäste bis 2015 würde Bratislava günstige Erweiterungsmöglichkeiten bieten. "Zusätzliche Kapazitäten sind in Bratislava billiger zu schaffen als in Wien", so Kaufmann. (APA)