New York - Der bankrotte US-Broker Refco hat am Freitag ein Konkursgericht um eine schnelle Zustimmung für den Verkauf seines Terminkontrakt-Bereichs an ein privates Firmenkonsortium gebeten, obwohl ein anderer Bieter eine höhere Offerte vorgelegt hat. Der Bereich des von einem Bilanzskandal erschütterten US-Rohstoff- und Terminbrokers arbeitet weiterhin und hat keinen Konkurs angemeldet. Einer der Hauptkunden des Bereichs, Cargill, hatte zuvor angekündigt, seinen Handel mit dem Future-Bereich von Refco fortsetzen zu wollen.

Refco erklärte am Freitag, ein schneller Verkauf des Bereichs sei äußerst wichtig. Das private Konsortium J.C. Flowers, das vom ehemaligen Goldman-Sachs-Banker Christopher Flowers angeführt wird, hatte in der vergangenen Woche eine Absichtserklärung für den Kauf des Bereichs im Volumen von 768 Millionen Dollar (639 Mio. Euro) abgegeben. Am Donnerstag hatte die Interactive Brokers Group 790 Millionen Dollar geboten.

Nach Angaben von Refco kann J.C. Flowers sein Angebot zurückziehen, wenn der Verkauf nicht bis zum 11. November gebilligt ist. Das Flowers-Angebot bezeichnete Refco als angemessen. Das beste Angebot könnte allerdings in einer Auktion ermittelt werden. Wer ein Angebot abgeben wolle, müsse dies bis zum 4. November tun und in bar zahlen.

Verkaufspreis

Hoffnungen auf einen höheren Verkaufspreis hatten die Wert von Refco-Bonds am Freitag um 19 Prozent steigen lassen. "Die Gebote für das Future-Geschäft sind bisher bei knapp 800 Millionen Dollar und wenn es einen Wettbewerb gibt, könnten es auch eine Milliarden Dollar werden", sagte David Feinman von Havens Advisors.

Refco war vor der Krise der größte unabhängige Rohstoff- und Terminkontrakt-Broker in den USA, der erst vor zwei Monaten an die Börse ging. Er verwaltete mehr als 200.000 Kundendepots und beschäftigt rund 3.000 Mitarbeiter. Auslöser der akuten Krise war eine Anklage gegen Ex-Refco-Chef Phillip Bennett wegen Wertpapierbetrugs im Umfang von mehreren hundert Millionen Dollar. Refco hatte Bennett jüngst entlassen, nachdem bekannt wurde, dass der 57-Jährige eine Firma kontrolliert hat, die Refco 430 Millionen Dollar schuldet. Bennett hatte das Geld zwar zurückgezahlt. Einige Refco-Kunden sahen aber das Vertrauen zerstört und zogen ihr Geld ab. (APA/Reuters)