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Derby-Debütant Schragner kann es kaum fassen.

Foto:APA/Artinger
Wien - Selten zuvor ist in einem Wiener Fußball-Derby das sportliche Geschehen so sehr ins Abseits gedrängt worden wie am Samstag im 275. Aufeinandertreffen zwischen Austria und Rapid. Die via Feuerwerkskörper, Transparente, Gummipuppen etc. auf mehreren Ebenen gerittenen Attacken der Rapid-Fans gegen Austria-Goalie Joey Didulica haben die Freude der eigenen Mannschaft über den 2:0-Erfolg erheblich getrübt.

Historischer Sieg mit historischen Umständen

Völlig untergegangen ist, dass der Meister mit dem zweiten Derby-Sieg in dieser Saison erstmals seit 1986 oder 14 Partien wieder im Horr-Stadion gewann, den ersten Erfolg nach vier Pflichtspiel-Niederlagen en suite einfuhr und den Rückstand auf die Tabellenspitze vorläufig auf vier Punkte verringerte. "Solche Begleitumstände habe ich als Spieler und Trainer noch nicht erlebt, und ich bin schon lange dabei", erklärte Rapid-Trainer Josef Hickersberger, nachdem der grün-weiße Anhang Vergeltung für das brutale Didulica-Foul an Lawaree am 26. Mai hatte üben wollen.

Austria-Sportchef Peter Stöger sah in der aggressiven Stimmung auch einen Grund für die Niederlage. "Wenn man im eigenen Stadion mit Polizeischutz eintrifft und den Hintereingang nehmen muss, dann ist das eine außergewöhnliche Situation. Die Stimmung in der Kabine war vor, während und nach dem Spiel extrem schlecht. Rapid war auf diese Atmosphäre besser eingestellt."

Aufgeheizte Stimmung

Austria-Kapitän Ernst Dospel wies im Zusammenhang mit den Ausschreitungen auf die Rolle der Medien hin. "Das ist eine Katastrophe, aber daran sind auch die Medien schuld, die sich an der Nase nehmen müssen. Die ganze Woche wurde die Stimmung aufgeheizt, das war keine Werbung", meinte der Verteidiger, der ebenso wie Hickersberger den Ausschluss von Markus Kiesenebner nach einer Viertelstunde als entscheidend bezeichnete.

Für Schiedsrichter Konrad Plautz, der für sein Verhalten rund um die Zwischenfälle von allen Seiten Lob erntete, war Gelb-Rot gegen den ÖFB-Teamspieler absolut gerechtfertigt. "Ich habe Kiesenebner vor der ersten Gelben vier Mal aufgefordert, den Ball freizugeben. Er hat um Gelb gebettelt. Das Foul zur Gelb-Roten war dann ganz klar", erklärte der Unparteiische, der die Meinung vertrat, der Ausschluss hätte "das Spiel beruhigt".

Versöhung nicht in Sicht

Der Tiroler hatte die Partie mit 30-minütiger Verspätung angepfiffen und beteuerte danach, er hätte "beim geringsten Vorfall" abgebrochen. "So ein Spiel habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt."

Ähnliche Vorkommnisse sind jedoch auch in den kommenden Duellen zwischen Austria und Rapid nicht ausgeschlossen, denn Versöhnung zwischen Didulica und Axel Lawaree, der dem kroatischen Teamspieler vor dem Match den Handshake verweigerte, ist nicht in Sicht. "So lange Didulica bei der Austria ist, wird es im Derby immer eine schwierige Situation sein", sagte Lawaree, der zwar nicht mehr über das leidige Thema reden will und das Verhalten der Anhänger als "zu viel und zu schlimm" bezeichnete, aber auch anmerkte, "dass die Fans nicht so schnell vergessen können". Sein Treffer zum 1:0 sei "die beste Antwort auf das Didulica-Foul" gewesen, meinte der Belgier.

Drohungen völlig jenseits

Didulica zeigte sich von den Hass-Kundgebungen zumindest nach außen hin relativ unbeeindruckt. "Das Rundherum war normal, die Stimmung gegen mich spielte keine Rolle", beteuerte der 28-Jährige, ergänzte aber: "Auch meine Frau hat Morddrohungen erhalten. Zu Hause wurde an unsere Wand ein grünes Kreuz gesprüht." (APA)