Douala - In der katholischen Kirche in Afrika zeichnet sich eine vorsichtige Öffnung mit Blickrichtung auf die Verwendung von Kondomen zum Schutz vor Aids-Erkrankungen ab. "Wenn in der Ehe einer der Partner HIV-infiziert ist, ist der Einsatz von Kondomen sinnvoll", sagte der kamerunesische Kardinal Christian Tumi in einem dpa-Gespräch in Douala. Das gelte allerdings nur innerhalb der Ehe, da die katholische Kirche sexuelle Beziehungen zwischen unverheirateten Partnern für unmoralisch halte.

"Da ist möglicherweise ein Umdenken erkennbar", sagte der 75 Jahre alte Kardinal, der in seiner Heimat als einer der wichtigsten Regierungskritiker gilt. Er sei jedoch skeptisch, ob der Vatikan in absehbarer Zeit von seiner offiziellen Linie abrücken werde, meinte Tumi. Die katholische Kirche lehnt den Gebrauch von Kondomen ab, weil sie ein künstliches Mittel zur Empfängnisverhütung sind. "Treue und Enthaltsamkeit bleiben noch immer der beste Schutz gegen Aids", sagte Tumi, der Anfang November auf Einladung von Bundespräsident Horst Köhler zu einer Afrika-Konferenz nach Deutschland kommt.

Auf dem Vormarsch

Die katholische Kirche sei in Afrika weiter auf dem Vormarsch. "Wir gründen ständig neue Pfarren und taufen viele junge Menschen", sagte er. Erst kürzlich habe er knapp 600 Gläubigen das Sakrament der Firmung gespendet. Die Ausbreitung der zahlreichen evangelikalen Freikirchen auf dem Kontinent bereite ihm keine Sorgen. "Wer viel Lärm macht, ermüdet auch schnell", sagte er. Viele der neuen religiösen Bewegungen würden nicht lange überleben.

Kardinal Tumi kritisierte hingegen die forcierte Islamisierung in vielen afrikanischen Ländern. "Die arabischen Länder geben Entwicklungshilfe nur unter der Bedingung, dass die Menschen zum Islam konvertieren", sagte der Kardinal. "Wenn der Islam die Religionsfreiheit respektieren würde, dann würde er sich längst nicht so schnell ausbreiten."

Angesichts der vielen afrikanischen Auswanderer, die an den europäischen Grenzen scheitern, appellierte Tumi an die Behörden, die Menschenrechte nicht zu verletzen. "Ich kann verstehen, dass Europa nicht alle aufnehmen kann. Aber diejenigen, die es vergeblich versucht haben, dürfen auch nicht wie Vieh behandelt werden." (APA)