Englisch als mögliche Verkehrssprache innerhalb der Schweiz
Sprachwissenschafter Dürmüller: "Die Schweizer Idee von sprachlicher Gleichberechtigung hat nie funktioniert"
Redaktion
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Bern - Englisch habe gute Chancen zur
Verständigungssprache in der viersprachigen Schweiz zu werden - und das
hätte nicht nur Nachteile, meint der Sprachwissenschafter Urs
Dürmüller von der Universität Bern. "Die Schweizer Idee von
sprachlicher Gleichberechtigung hat nie funktioniert", sagte er in
einem Interview mit der Schweizerischen Depeschenagentur. Von den
Minderheiten werde seit jeher mehr verlangt: "So müssen Tessiner
französisch und deutsch sprechen, Deutschschweizer jedoch kommen mit
Mundart und Deutsch durch."
Dies würde sich ändern, wenn Englisch die eidgenössische
Verständigungssprache wäre. "Alle müssten sich gleich viel anpassen".
Dürmüller bezeichnet - wie die Bundesämter Swissmint und Swisstopo -
Englisch deshalb als "innenpolitisch neutral". Ein weiterer Vorteil
einer Verständigungssprache Englisch wäre: "Alle lernen gerne
Englisch, in allen Sprachgruppen." Englisch werde in kürzerer Zeit
besser gelernt als Französisch oder Deutsch. Das liege aber nicht
daran, dass Englisch einfacher wäre. "Die Motivation ist einfach
größer."
Widerwilliges Erlernen der Nachbarsprache
Die Bereitschaft, eine zweite Landessprache zu lernen, sei immer
schon gering gewesen. Dies hat nach Ansicht Dürmüllers verschiedene
Gründe. "Die Romands und die Tessiner etwa haben das Problem, dass
sie in der Schule Standarddeutsch lernen, in der Deutschschweiz aber
Dialekt gesprochen wird."
Generell gebe es zu wenig Interesse für die anderen Landesteile.
Dieses Interesse könnte allerdings noch mehr schwinden, falls
Englisch zur Verständigungssprache würde. "Nur wer die Sprache des
Anderen versteht und spricht, hat einen direkten Zugang zu seiner
Kultur." So gesehen wäre ein Verständigungssprache Englich ein
Nachteil, gibt Dürmüller zu. "Aber eigentlich ist es egal, was
theoretisch dafür und was dagegen spricht." Letztlich könne niemand
verordnen, wie die Leute miteinander reden sollen. "Der Trend zum
Englischen scheint unaufhaltbar zu sein."(APA/sda)
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