Wenn Theresia Zierler sagt, sie habe sich bei der FPÖ gut eingelebt, dann ist das eine Untertreibung. Nur sieben Monate nach ihrem überraschenden Engagement bei den Freiheitlichen ist sie auch schon deren Generalsekretärin, wird also wesentlich dazu beitragen, die Partei nach außen hin zu repräsentieren. Ein "kleiner Westenthaler" möchte sie dabei aber nicht sein, wie sie sagt. "Ich werde nicht versuchen, seinen rauen Ton nachzuahmen, diese Schärfe hab' ich nicht." Ihr Umgangston ist ein anderer, ein ruhigerer, ein gemäßigter. Was sie zur Generalsekretärin und damit zum Sprachrohr der FPÖ befähigt: Zierler redet gerne und viel. Und sie tritt gerne öffentlich auf. Das war schon so, als sie noch in Graz Buchhändlerin war und nebenbei Theater spielte, das war auch in ihrer Zeit beim ORF so, wo sie erst Sprecherin und Moderatorin im Landesstudio Steiermark war und es dann als Moderatorin von "Willkommen Österreich" zu beachtlicher Popularität brachte. Warum sie vom ORF gekündigt wurde, weiß sie bis heute nicht, es interessiert sie aber auch nicht mehr: "Das ist schon so weit weg", es zählt nur das Hier und Jetzt, und das heißt FPÖ. Auch wenn sie sich vor kaum einem Jahr weder für die Freiheitlichen noch für eine andere Partei interessiert hatte. Politik kann man lernen, und Zierler hat es rasch getan. Anfänglich etwas verunsichert und inhaltlich unbedarft, agiert sie mittlerweile im Parlament, als wäre sie ein alter Hase im Geschäft. Ihre Stärke: Sie kann sowohl mit Jörg Haider als auch mit Susanne Riess-Passer gut. Dass sich Haider von der Parteispitze zurückzieht, irritiert die 36-jährige Steirerin nicht: Die 27 Prozent, bei denen die FPÖ jetzt steht, habe sie ausschließlich dem Jörg zu verdanken, jetzt sei es an der Zeit, dass sich die Partei emanzipiere. Es gebe genug eigenständige Persönlichkeiten bei den Freiheitlichen. Für Zierler bedeutet der Karrieresprung, dass sie künftig noch weniger Zeit mit ihrem Mann, der im ORF-Landesstudio in Graz beschäftigt ist, und ihrem fünfjährigen Sohn verbringen können wird. Auch wenn "jede freie Minute" den beiden gewidmet ist und sie ihre Hobbys gegen null reduziert hat. Ihr engagierter Versuch, bis Jahresende vier Fremdsprachen fließend zu sprechen, ist zumindest vertagt. Das Üben von Italienisch, Spanisch und Griechisch bleibt auf die Autofahrten zwischen Wien und Graz beschränkt; so kann sie dem Pendler-Dasein doch noch Positives abgewinnen. Als neue Generalsekretärin der FPÖ, einer Partei, die viel Wert auf Inszenierung legt, wird ihr wohl zugute kommen, dass sie nicht nur Erfahrung vor der Kamera, sondern auch dahinter gemacht hat. Die Regie wird zwar nach wie vor Jörg Haider führen, die kleinen Zwischenschnitte liegen nun aber bei Zierler. Michael Völker für Der Standard