Außenminister Talbak Nazarow antwortet im STANDARD-Interview auf die Frage, ob eine ständige US-Militärpräsenz in Tadschikistan möglich sei, eher ausweichend: Man solle sich anhören, was Rice in einer Pressekonferenz gesagt habe - es gebe keine Absicht der USA, Militärbasen in Tadschikistan zu errichten. Nazarow betont gleichzeitig die große Dankbarkeit Tadschikistans - das bis 1997 in einen grausamen Bürgerkrieg verstrickt war und bitterarm ist - gegenüber den USA für humanitäre Hilfe und drückt die Hoffnung auf Entwicklungshilfe für große Projekte aus.
Anti-Terror-Partner
Seinerseits habe Tadschikistan nach 9/11 den USA sofort bei ihrem Antiterrorkampf an der Seite gestanden: Man habe der Nordallianz bei ihrem Befreiungskampf in Afghanistan geholfen und die Mitglieder der Koalition mannigfaltig unterstützt, durch Information und durch Öffnung der Kommunikationswege zu Luft und zu Land - Frankreich bekam einen Flughafen zur Verfügung gestellt.
Dem STANDARD, der gemeinsam mit einer Delegation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des österreichischen Außenministeriums in Duschanbe war, erklärt Nazarow seine Außenpolitik so: "Mit wem hält es Tadschikistan? Tadschikistan hält es mit allen. Wir wollen viele Freunde." Russland sei einer der führenden Partner, wie auch andere, aber die Beziehungen zu den USA hätten sich nach 9/11 rasch entwickelt. Historisch und kulturell ist man dazu eng mit dem Iran verbunden, Tadschikistan ist ja die einzige zentralasiatische Republik, in der man keine Turksprache, sondern eine iranische Sprache spricht, und so manch einer - etwa in der Tadschikischen Akademie der Wissenschaften - etwas darauf hält, ein Arier zu sein.
Nun ist ja der Iran überhaupt und wegen seiner nuklearen Ambitionen im Speziellen ein "Schurkenstaat" der USA: Wie geht die tadschikische Regierung damit um beziehungsweise wird sie von den USA zu Iran konsultiert? Nein, das sei kein Thema, sagt Nazarow, über den Iran würde man mit den USA nicht reden, und über das iranische Atomprogramm wisse man nichts, außer dass Teheran behaupte, es diene allein friedlichen Zwecken. "Aber wenn ein Land ein strategisches Übergewicht bekommt, dann würde das die Balance in der Region ändern", und das könne Tadschikistan nicht gefallen. Das Thema Religion wird zwischen den beiden Ländern übrigens ausgespart, Tadschikistan ist ja ein säkularer Staat wie die anderen zentralasiatischen Republiken auch, wenn auch als einziger einer mit einer offiziell erlaubten islamischen Partei.