Wien - Am Tag sechs der Vor-Ort-Prüfung der Bawag P.S.K. durch die Bankenaufsicht ist offiziell noch immer nicht mehr Licht in die Causa Refco-Kredit gedrungen. Die Prüfer haben das Wochenende und den Nationalfeiertag in der Bankzentrale in der Wiener Seitzergasse verbracht. Sie untersuchen, ob die Kredite - 75 Millionen Euro an Refco, 350 Millionen Euro an den Ex-Refco-Chef Phillip Bennett - vorschriftsgemäß vergeben wurden und ob die Ausleihung an Bennett unter den Refco-Kreditrahmen gefallen ist.

Klar ist aber, dass die 75 Mio. Euro für den US-Rohstoffbroker selbst den Gewerkschaftsbankern nicht mehr so schwer im Magen liegen; dieser Posten wird die Bilanz nur mäßig belasten: Der Kredit wurde weiterverkauft - um 80 Prozent.

Laut einem Bericht des Format könnte die Bawag P.S.K. von Bennett, gegen den in den USA wegen Bilanzfälschung und Betrugs ermittelt wird, zur Bilanzmanipulation benützt worden sein. Bennett habe vor Bilanzstichtagen umfangreiche Geldkreisläufe in Gang gesetzt, bei denen Konten der Bawag Overseas Ltd. eine Rolle gespielt hätten. Die Bank selbst weist diese Vermutungen vehement zurück. Man sei nicht in Bilanzmanipulationen involviert. Im Gegenzug bereitet das Institut umfangreiche Klagen in den USA vor, diese sollen demnächst eingebracht werden. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.10.2005)