Bild nicht mehr verfügbar.

Noch-Außenminister Kikwete.

Foto: AP /Andrew Stuart
Mbinga/Tansania - "Jakaya Kikwete" lautet die einhellige Antwort auf die Frage nach dem nächsten Präsidenten Tansanias. Dass der bisherige Außenminister und Kandidat der regierenden Partei der Revolution (CCM) das Rennen machen wird, dessen sind sich seine Landsleute sicher. So sicher, dass seine neun Mitbewerber nur am Rande interessieren. "Ich glaube, es sind insgesamt sechs oder sieben Kandidaten", sagt die CCM-Aktivistin Mary Nchimbi.

"Wir setzen auf Kikwete", betont Nchimbi in Mbinga im ländlichen Südwesten Tansanias, wo der Präsidentschaftskandidat von nahezu jeder Hauswand lächelt. "Er ist mein bester Freund." Tatsächlich ist Kikwete in weiten Teilen der Bevölkerung beliebt. Der 55-Jährige gilt als dynamisch und als Vertreter der jüngeren CCM-Generation. Und er zeigt sich sehr aufgeschlossen für die Anliegen der Bürger.

"Gebt mir eine Chance"

"Ich kenne eure Probleme", erklärt er auf Wahlkampftour in der Bezirksstadt Mbinga. "Gebt mir eine Chance, damit ich diese Anliegen in Angriff nehmen kann." Armut, Krankheiten und Arbeitslosigkeit plagen das Land. Ein Großteil der Bevölkerung lebt ohne sauberes Wasser, Gesundheits- und Bildungswesen sind unzureichend, Stromversorgung in den Dörfern ist die große Ausnahme.

"Ich weiß, dass Mbinga nach Strom und einer Teerstraße schreit", ruft Kikwete den Wählern im Stadion der Stadt zu - und verspricht eine Anbindung an das Elektrizitäts- und Verkehrsnetz in den nächsten Jahren, wenn er und die CCM Ende Oktober erfolgreich sind. "Wenn ich das nächste Mal hierher komme, möchte ich von diesen Problemen nichts mehr hören!"

Kreditprogramme

Bessere Bildung, der Ausbau des Gesundheitswesens, Hilfen für die Kleinbauern oder Kreditprogramme für Frauen und Jugendliche sind Zusagen, mit denen alle 17 Parteien bei der Parlamentswahl zu punkten hoffen, die zeitgleich mit der Abstimmung über das Präsidentenamt stattfindet. Die Herausforderungen sind enorm, Tansania zählt zu den ärmsten Ländern der Welt.

Wer ein Einkommen bezieht, verdient durchschnittlich nicht mehr als 50 Euro pro Monat. Die meisten der rund 36 Millionen Tansanier sind jedoch Kleinbauern, deren Ernten gerade den Eigenbedarf decken oder die wegen schwankender Weltmarktpreise für Kaffee oder Tabak ständig um ihre Einnahmen bangen müssen.

Schwung

Auch die Aids-Epidemie macht Gesellschaft und Wirtschaft schwer zu schaffen. Sie trifft vor allem die Bevölkerung im wirtschaftlich aktiven Alter und lässt unzählige Waisenkinder hilflos zurück. Die HIV-Rate wird auf rund zehn Prozent geschätzt, die durchschnittliche Lebenserwartung ist mittlerweile auf 43 Jahre gesunken.

Die Lösung ihrer Probleme und den größten Schwung für die Entwicklung des Landes trauen die meisten Tansanier offenbar weiterhin der CCM zu. Es wird erwartet, dass die 16 Millionen Wähler den größten Anteil der Stimmen auch dieses Mal der seit der Unabhängigkeit 1961 regierenden einstigen Einheitspartei geben. Nach der letzten Abstimmung vor fünf Jahren verfügte die CCM über fast 90 Prozent der Parlamentssitze. (APA/AP)