Was die eingangs erwähnte "Ekstase" betrifft: das ist nicht auf meinem Mist gewachsen - so haben The Tough Alliance selbst ihre Musik beschrieben ... nach dem Bekenntnis, Pop-Musik machen zu wollen, die sich näheren Zuordnungen entzieht. Vorhaben geglückt - denn genau das hält man mit "The New School" in Händen: eine CD, die so wie keine andere klingt.
Im Eröffnungstrack "Tough II" jault der Synthesizer gegen verzerrte Stimmen an, dass man sich wie in der Kindergeisterstunde mit Hui Buh wähnt und vor allem fragt: Wohin geht das denn? Mit Nummer 2, dem Titel spendenden "The New School", wird die Antwort geliefert. Der Groove setzt ein, und der Synthesizer mutiert zum digitalisierten Orchester auf Speed, in dem alle Instrumentengruppen versuchen, sich frischfröhlich in den Vordergrund zu dudeln und sich dabei in mehreren Schichten übereinander legen. Ein wildes Gewimmel aus Sounds. Chaos - und dennoch kompositorisch zusammengehalten. Wohlstrukturiertes Chaos also, und hochmelodiös.
Die Band und ihre Wurzeln
Hinter The Tough Alliance stecken die beiden Schulfreunde Henning Fürst und Eric Berglund aus Göteborg; seit 2001 existieren sie als Band. Für den eigenwilligen Sound sorgt der Zugriff auf Musikstile ihrer Jugend, ein Sound-Puzzle, das zwar einige Grundelemente wiedererkennen lässt, sie aber gänzlich neu zusammenmischt. Indie- und Synthie-Pop, House, Spätachtziger-Rave und Elektro sind es vor allem. Von manchen wird auch HipHop geortet - ob das eine Fehlassoziation ist, die durch Titel wie "My Hood" (eine wunderbar uplifting Housepop-Nummer) oder eben "The New School" und die Baseballoutfit-Auftritte von Henning und Eric zustande kommt, oder ich einfach nur zu doof bin es zu erkennen: keine Ahnung. Nach HipHop klingt hier für mich nichts - wer Entsprechendes raushört (siehe den Link zu den Audio- und Videofiles in der linken Spalte) kann es gern unter den Artikel posten. Ihren persönlichen Referenzen haben die beiden mit "Take no Heroes" jedenfalls eine ganze Nummer gewidmet, in der sich Namen von Ice Cube (apropos HipHop ...) bis William & Jim Reid von The Jesus and Mary Chain aneinander reihen.
Die Summe der Teile ist in jedem Fall eine in der Art noch nicht gehörte Hybride aus Pop und Dancefloor, überschwenglich bis zum Umfallen, was für den summenden, jaulenden, bassig wummernden, Streicher und Bläser imitierenden Synthie-Einsatz ebenso gilt wie für den Gesang, welcher nie unter ein "Aaa - aaa -haah, Uuu - uuu - huh"-Level hinabsteigt: entweder explizit (sprich: das ist der Text), oder zumindest dem Tonfall nach. Ein bisschen so, als hätte jemand die hymnischen Choräle von The Polyphonic Spree von The Knife oder einer freundlicheren Elektropunk-Combo remixen lassen. The Knife werden gelegentlich als Vergleichsband genannt, was nicht nur geographisch naheliegt, sondern auch dem originellen Umgang mit verschiedensten 80er Jahre-Beats und dem Verwenden von Stimmverzerrern zu danken sein dürfte. Allerdings nützt das ebenfalls aus Schweden stammende Geschwister-Duo Dreijer den Effekt für teils düstere Genderbender-Visionen, während bei The Tough Alliance eindeutig Spiel und Spaß im Vordergrund stehen. Der geniale Spinner Spookey Ruben aus Kanada macht sich für einen Sound-Vergleich übrigens auch nicht schlecht.
Fans und Feinde