Wenn nun der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad vor 4000 begeisterten Studenten die "Auslöschung Israels" fordert, so sollte man zunächst registrieren, dass ihn die Agenturfotos vor einem Plakat mit dem englischen Konferenztitel "A world without Zionism" zeigen, also die internationale Öffentlichkeit bewusst gesucht wurde; zweitens sollte man ihn ernst nehmen. Ein islamistischer, antisemitischer Fanatiker, der zwar nicht (noch nicht?) die totale Macht im iranischen Mullah-Regime hat, sie aber offenkundig anstrebt; der das Atomwaffenprogramm des Iran um jeden Preis vollenden will - das kommt zu einem Zeitpunkt, da der Westen paralysiert ist.
Vor allem durch die Regierung Bush, die einen Zustand selbst verschuldeter Handlungsunfähigkeit erreicht hat. Das Irak-Abenteuer, das bis jetzt mehr als 2000 US-Berufssoldaten und - in Wahrheit furchtbarer - rund 30.000 irakische Zivilisten das Leben gekostet hat, zerstört die internationale Glaubwürdigkeit und (militärische) Handlungsfähigkeit der USA. In Washington selbst ist ein Prozess in Gang gekommen, der die Lügen der Regierung bei der "Begründung" des Irakkriegs und gleichzeitig die Inkompetenz bei der Durchführung dieser Aktion ans grelle Licht bringt. Ob nun dieser oder jener Berater des Präsidenten oder des Vizepräsidenten vor Gericht angeklagt wird, ist weniger wichtig als die Tatsache, dass durch die Aussagen von beteiligten Insidern "eine heimlichtuerische, wenig bekannte Kabale" aufgedeckt wurde, in der die US-Außenpolitik gekidnappt wurde (Oberst Lawrence Wilkerson, der frühere Stabschef von Außenminister Colin Powell). Die Hauptpersonen dieser Kabale seien Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, die den Irak-Krieg und anderes "manchmal mit der vollen und bewussten Unterstützung des Präsidenten, manchmal aber mit weniger" durchgezogen hätten.
George W. Bush hat die Unterstützung der Mehrheit der Amerikaner verloren, weil ein Fiasko nach dem anderen (Irak, Hurrikan "Katrina") offenkundig wurde. Aber schon vorher wussten er und sein Kreis nicht wirklich, was sie gegen die nuklearen Ambitionen der Iraner machen sollten. Nun droht totale Rat- und Hilflosigkeit.