Wien - Die Chancen der Erste Bank in Rumänien den Zuschlag für die Marktführerin Banca Comerciala Romana (BCR) zu erhalten, sind massiv gestiegen. Das bedeutet neben dem hohen finanziellen Risiko einer Drei-Milliarden-Euro-Übernahme die Möglichkeit, mit einem Schlag einen Marktanteil von 25 Prozent in einem künftigen EU-Land zu erwerben. Auch besteht diese Chance sozusagen letztmalig, den alle anderen großen Bankprivatisierungen in Osteuropa sind de facto abgeschlossen.

Schon innerhalb der nächsten beiden Wochen könnte Klarheit darüber herrschen, ob die Erste Bank tatsächlich die BCR als zehnte Bank in Osteuropa dazubekommt. Gelingt es die portugiesische Bieterkonkurrenz auszustechen, wovon im Markt ausgegangen wird, stoßen 4,5 Millionen Neukunden, 13.000 Mitarbeiter und rund 500 Filialen zur Gruppe der Erste Bank. Die Konzern-Bilanzsumme, derzeit bei 130 Milliarden Euro, stiege um weitere rund 6,5 Milliarden Euro an.

In Bulgarien sind anders als in Rumänien die Bank-Karten bereits verteilt. Deshalb spitzt Erste-Bank-Chef Andreas Treichl neben der BCR auf Institute in Kroatien, Serbien und in der Ukraine. Der Expansionsschritt nach Kiew wird allerdings frühestens 2006 ein Thema.

Am Größenvergleich der Banken in Osteuropa ändern die Zukäufe der Ersten nichts mehr. Durch die Zusammenlegung der Aktivitäten von UniCredit, HVB und BA-CA entsteht die unangefochtene Nummer eins im Osten. Die Erste Bank, derzeit noch auf Platz eins, rangiert dann auf dem soliden zweiten Platz. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.10.2005)