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Moden
Sie kommen und gehen in Wellen. Jene Modeworte, welche die IT- und Telekom-Branche elektrisieren. Diejenigen Wellen, die über das Herzstück des Internets, das so genannte Internet-Protokoll, kurz IP, transportiert werden, sind Wellen besonderer Natur: Sie bestehen aus Schall und pflanzen sich - digitalisiert - in einem Strom aus Nullen und Einsen fort, um schließlich, wie durch Zauberhand zurückverwandelt, in analogen Schwingungen über PC-Lautsprecher oder Kopfhörer ans menschliche Ohr zu dringen.
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Telefonie
"Voice over IP" (VoIP) heißt die dazugehörige Technologie. Mit ihr lässt sich Sprache über Datennetzwerke übertragen. Erste Anläufe unternahm man bereits in den 1990er-Jahren. Sie entpuppten sich noch als Flop. Mittlerweile zur Marktreife gelangt, sind aber Produkte verfügbar, die weltweites Telefonieren über das Internet ermöglichen. Man benötigt bestimmte Softwareprogramme, "Softphones" genannt, mithilfe deren man via PC telefonieren kann - immer vorausgesetzt, man verfügt über einen Breitbandinternetzugang, einen Computer mit Lautsprechern und ein Mikrofon. Falls nicht, gibt es auch Headsets oder sogar USB-Telefone, die an den PC angeschlossen werden können.
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Ablöse
Telekom-Experten sind sich einig: VoIP ist nicht nur eine Alternative zu bisherigen Telefonfestnetzen, nein, sie wird diese in Zukunft vollständig ablösen. Nach einer Prognose der Unternehmensberatung Deloitte werden bis 2015 über 70 Prozent aller europäischen Telefonate in Europa nicht via Telefon-, sondern via Internet erfolgen.
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Kauderwelsch
Technisch weniger versierte Zeitgenossen werden mit dem, was hinter VoIP steckt, kaum etwas anfangen können. Viel interessanter ist hingegen die Tatsache, günstig - weil kostenlos (bei pauschalem Breitbandzugang) - zu telefonieren, und zwar mithilfe diverser, meist kostenloser Software, durch die man via PC auch akustisch Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen kann, sofern diese wiederum jenes Programm installiert haben und gerade zufällig am PC sitzen und ebenso zufällig auch dieselbe Software laufen haben.

Skype-Hype
Die wohl bekannteste heißt "Skype". Man könnte behaupten, dass erst mit Skype der Hype rund um die private Internettelefonie eingesetzt hat. Es wurde 2003 von zwei Schweden, Niklas Zennström und Janus Friis, gegründet. Vor Kurzem haben die beiden Skype an die nicht minder erfolgreiche Online-Auktionsplattform Ebay verkauft. Da war die ganze Sache immerhin 2,6 Milliarden Dollar wert. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass dahinter ein Milliardengeschäft gewittert wird.

Angebot
Nach eigenen Angaben hat Skype weltweit 54 Millionen Nutzer in 225 Ländern - eine Zahl, die mittlerweile nicht mehr stimmen kann, soll doch die Skype-Gemeinde täglich um rund 150.000 Menschen wachsen. Mathematiker können sich ja ausrechnen, wie lange es noch dauert, bis man - rein theoretisch - jeden Menschen auf dem Erdball "anskypen" kann. Dann ist es aber vorbei mit der Ruhe vor dem Bildschirm.
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Probleme
Ganz gratis ist die moderne Telefonie nur von Skype zu Skype. Gespräche zwischen Skype und Festnetz oder Handy sind möglich, müssen allerdings eigens berappt werden. Dass die akustische Qualität manchmal nicht einwandfrei ist, kann unter Kinderkrankheiten verbucht werden, auch, dass die Kommunikationspartner immer gleichzeitig online sein müssen. Peinlich allerdings wird es bei einer Zeitverzögerung, die auch auftreten kann:

Schwierigkeiten
Anrufer A stellt eine Frage, Anrufer B antwortet nicht, A wiederholt Frage, bekommt zeitgleich Antwort auf die Frage, B hört Frage ein zweites Mal, glaubt A habe Antwort nicht verstanden und antwortet noch einmal usw. Dieser Kommunikationsfalle kann man nicht entrinnen. Da kann man nicht einmal den Hörer auf die Gabel knallen.
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Konferenz
Weniger peinlich, vielmehr interessant ist die Möglichkeit, mit mehreren Teilnehmern gleichzeitig zu sprechen. Das birgt Raum für mehrerlei Fantasien, etwa auch SPIT (Spam over Internet Telephony), also unerwünschte Werbetelefonanrufe, bekannt vom eigenen E-Mail-Account.
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Multiple Angebote
Alternativ-Programme zu Skype tragen Namen wie Google Talk, VoipBuster, Jajah oder Gizmo Project. Allen ist gemein, dass sie sich an Skype zu messen haben. Von den hier genannten Softphones ist VoipBuster hervorzuheben. Dieses Tool verspricht nach der Zahlung von fünf Euro unbegrenztes Anrufen ins Festnetz.
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Billiger
Ob es bei diesem niedrigen Grundentgelt bleibt, wird sich noch herausstellen. Gespräche von VoipBuster-User zu VoipBuster-User sind, vergleiche Skype, sowieso gratis.
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Auswahl
Skype bleibt dennoch erste Wahl, um der Vereinsamung vor dem Computer vorzubeugen. Einen Gesprächspartner findet man gewiss: Rund drei Mio. Nutzer sind gleichzeitig online. (Markus Böhm / DER STANDARD RONDO, 28.10.05)