Wien - Die Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen, die vorige Woche ins Finale um die rumänische Großbank BCR (Banca Comerciala Romana) eingezogen ist und die zeitgleich auch um die rumänische Großsparkasse CEC bietet, hat in den ersten neun Monaten 2005 ihren Nettogewinn (Konzernüberschuss nach Steuern und Fremdanteilen) um 39,9 Prozent auf 508,8 Mio. Euro erhöht.

Den Betriebsgewinn hob das Institut bis Ende September um 14,6 Prozent auf 1,23 Mrd. Euro an. Als Überschuss vor Steuern meldete die Erste Bank heute, Montag, für die ersten drei Quartale 890,3 Mio. Euro, ein Zuwachs um 19,6 Prozent.

Der Gewinn je Aktie für die ersten drei Quartale stieg um 38,6 Prozent von 1,53 auf 2,12 Euro.

Die Bilanzsumme wuchs von 139,8 Mrd. Euro zum Jahresende 2004 auf nun 156,9 Mrd. Euro, ein Plus von 12,2 Prozent.

Neuzugang im Konsolidierungskreis

Es gab wieder einen Neuzugang im Banken-Konsolidierungskreis: Seit 9. August ist die serbische Novosadska banka im Konzernabschluss enthalten. Im operativen Ergebnis schlug sich dies noch nicht spürbar durch. Allerdings sei im 4. Quartal mit dem Anfall von "Restrukturierungskosten" zu rechnen, teilte das Institut heute mit. Sie werden noch nicht beziffert.

Die Erste Bank sprach heute von einem "markanten" Gewinnanstieg im bisherigen Jahresverlauf. Wie schon bisher sei die positive Entwicklung der Ost- und Südosteuropa-Töchter ein "wesentlicher Treiber" für das Ergebniswachstum. Besonders erfreulich sei auch, dass das üblicherweise schwächere Sommerquartal auf dem Rekordniveau des zweiten Quartals endete, so Treichl.

In Rumänien ist die Erste Bank auf die Shortlist um die größte Bank des Landes, die BCR, gekommen. Die Verhandlungen beginnen "Anfang November", also in den nächsten Tagen. Bis vor Weihnachten hofft der Chef der Erste Bank auf Nachricht aus Rumänien, an wen der beiden jetzigen Bestbieter die größte Bank des Landes verkauft wird. Die Erste Bank ist neben der portugiesischen Banco Comercial Portugues im Finale um die letzte noch zu privatisierende Großbank in ganz Osteuropa Auch um die Großsparkasse Casa de Economii si Consemnatiuni (CEC) hat sich die Erste Bank beworben.

Kreditrisikofall in Sparkasse Knittelfeld

Nicht die Auffangaktion für die Waldviertler Sparkasse, sondern ein Risiko der kleinen steirischen "Haftungsverbund"-Sparkasse von Knittelfeld hat im 3. Quartal die Gesamtkreditrisikokosten der Erste Bank Gruppe nach oben getrieben. Während Knittelfeld als Haftungsverbundsparkasse bei der Erste Bank "dazubilanziert" wird, ist die angeschlagene Waldviertler Sparkasse von Waidhofen (noch) nicht in der Haftungsgemeinde.

In den ersten drei Quartalen 2005 sind in der Erste Bank die Kreditvorsorgen "deutlich" um 7,2 Prozent von 306,9 auf 329,1 Mio. Euro angestiegen, wie der börsenotierte Wiener Bankkonzern am Montag im Neunmonatsbericht meldete. Die Hälfte des Anstieges - nämlich mehr als 11 Millionen Euro - "resultiert aus im dritten Quartal angefallenen Einmalaufwendungen in einer kleineren Sparkasse des Haftungsverbundes", so die Erste Bank.

Gegenüber der APA wurde am Montag bestätigt, dass es sich bei diesem "Sonderfall" um die Sparkasse Knittelfeld handelte. Diese Sparkasse ist erst vorige Woche relativ rasch zur Gänze von der "Steiermärkischen" geschluckt worden.

Einmalaufwendungen

Diese "Einmalaufwendungen" für die Haftungsverbund-Sparkasse "beeinflussen das Konzernergebnis der Erste Bank Gruppe nach Fremdanteilen nur unwesentlich", heißt es im Zwischenbericht des Spitzeninstituts Erste Bank weiter.

Die zweite Hälfte des Anstieges der Kreditvorsorgen des Gesamtkonzerns bis Ende September erkläre sich aus dem starken Kreditwachstum in Zentral/Osteuropa (CEE), aber auch aus dem Wegfall von im Vorjahr getätigten Auflösungen in der slowakischen und der kroatischen Tochterbank.

Im Segment "Sparkassen" der Erste Bank im Inland haben sich infolge der Causa Knittelfeld die Kreditvorsorgen bis Ende September von 133,6 auf 145 Mio. Euro erhöht.

Der steirische Vorsorgefall hat in den ersten drei Quartalen 2005 im "Sparkassen"-Segment der Erste Bank-Bilanz somit auch den Gewinn reduziert. Das Ergebnis nach Steuern und Fremdanteilen (Konzernüberschuss) ging von 11,8 Mio. auf 1,6 Mio. Euro zurück. Als einen wesentlichen Grund für diesen Rückgang führt die Erste Bank aber auch an, dass heuer Sondererträge aus Filialabgaben fehlten. Der Knittelfelder "Einmaleffekt" wirke sich, so die Erste Bank, auf Grund der Beteiligungsverhältnisse "nur marginal auf das Nettoergebnis nach Minderheiten dieses Segments" (Sparkassen) aus.

Gewinnzuwächse im Ausland

Ihre Gewinnzuwächse verdankt die Erste Bank wieder primär den Auslandstöchtern. Der Anstieg des Personalstands in der Gruppe spielt sich im Osten und Südosten ab - auch durch Zukäufe. Wie andere Banken macht die Erste Bank zur Zeit in Ungarn und Kroatien neue Filialen auf, dort nimmt sie neue Leute auf. In Tschechien wurden hingegen Jobs gestrichen, bis Ende September heuer schon mehr als 500. Auch in der Slowakei sinkt die Stellenzahl. Der Personalabbau kostet die Bank auch einiges.

Von Jänner bis September 2005 stieg die Mitarbeiterzahl im Gesamtkonzern insgesamt um 1,5 Prozent. Per 30. September 2005 waren 36.383 Menschen in der Erste Bank-Gruppe beschäftigt.

Durch Erst-Konsolidierung der neu erworbenen serbischen Novosadska banka wurden 843 Mitarbeiter neu einbezogen. Bereinigt um diesen Effekt gab es im Konzern einen Rückgang des Personalstandes um rund 0,9 Prozent.

Personalstand                             30.09.2005     31.12.2004

Österreich 14.805 14.629 hievon Haftungsverbund 6.835 6.789

International 21.578 21.233 hievon Teilkonzern Ceska sporitelna 11.089 11.639 Teilkonzern Slovenska sporitelna 4.878 5.083 Teilkonzern Ungarn 2.491 2.435 Sonst. Tochtergesellschaften in CEE und international 3.120 2.076 davon Novosadska banka 843

Summe 36.383 35.862

Gewinnmotor ist weiter das Ostbankengeschäft: Der Konzernüberschuss aus dieser Region (Segment Zentraleuropa) stieg von 221 auf 341,8 Mio. Euro. Zum Vergleich: Das gesamte Österreich-Geschäft lieferte 177,3 (Vorjahr: 163,7) Mio. Euro Überschuss. Der gesamte Nettogewinn (Konzernüberschuss) der Erste Bank lag Ende September bei 508,8 Mio. Euro, nach 363,6 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

Den Zinsüberschuss hat die Bank in den ersten neun Monaten um 4,7 Prozent auf 2,089 Mrd. Euro angehoben. Hauptgrund: Starke Kreditvergabe der Osttöchter. Die Zinsspanne gab leicht nach, von 2,21 im Jahr 2004 auf 2,10 Prozent Ende September. Das lag an den niedrigen Zinsen, aber auch an Kosten für die Übernahme des Restanteils an der Slovenska Sporitelna. Nebeneffekt: Fremdanteile am Gesamtgewinn gehen zurück. Im Inland blieb die Zinsspanne bei 1,6 Prozent. In den Osttöchtern liegt sie zwischen 3,1 und mehr als 5 Prozent.

Um 8,6 Prozent auf 921,9 Mio. Euro legte der Provisionsüberschuss zu. Mit 171,6 Mio. Euro hat auch das Handelsergebnis noch einmal kräftig um 9,9 Prozent zugelegt.

Kosten-Ertragsrelation

Erste Bank-Chef Andreas Treichl sieht die seit Jahren rückläufige Kosten-Ertrags-Relation - mittlerweile bei 61,8 Prozent (Vorjahr: 63,5 Prozent) - auf einem "akzeptablen Niveau". Klar sei, dass damit der weitere Trend für die kommenden Quartale klar vorgegeben sei: Bis zum Jahr 2008 soll die Kosten/Ertragsrelation auf 57 Prozent sinken.

Ihre Eigenkapitalverzinsung hat die Erste Bank heuer auf bisher 18,5 Prozent (Gesamtjahr 2004: 17 Prozent) verbessert. Bis 2008 sieht Treichl die Eigenkapitalverzinsung bei 20 Prozent.

Von 6,7 Prozent zu Jahresende 2004 auf 6,3 Prozent zurück gegangen ist bis Ende September 2005 die Kernkapitalquote, was mit einer stark gestiegenen risikogewichteten Unterlegungsbasis vor allem in den CEE-Töchtern begründet wird. Das Kernkapital liegt aktuell bei 4,4 Mrd. Euro. Im Jahr 2008 soll die Tier1-Ratio bei 7 bis 7,5 Prozent liegen. Die gesamten Eigenmittel werden mit 7,5 Mrd. Euro beziffert. (APA)