Der spanische Telefonriese Telefónica will den britischen Mobilfunkkonzern O2 übernehmen und so erneut auch auf den deutschen Markt einsteigen. Telefónica legte ein Kaufangebot in Höhe von 17,7 Mrd. Pfund (rund 26 Mrd. Euro) vor, wie beide Unternehmen am Montag in London mitteilten. Das O2-Management begrüßte die Offerte. Das Unternehmen soll der Erklärung zufolge seinen Namen und auch seinen Firmensitz in Großbritannien behalten.

Aufschlag von 22 Prozent

Mit einem Kaufpreis von 200 Pence je Aktie bietet Telefónica den O2-Aktionären einen Aufschlag von 22 Prozent auf den Kurs zum Handelsende am Freitag. Beide Unternehmen wollen den Zusammenschluss bis Jänner 2006 vollziehen. Bis 2008 erwartet Telefónica dann Kosteneinsparungen in Höhe von jährlich 293 Mio. Euro.

Nummer Eins in Spanien und Lateinamerika

Telefónica ist bisher in Spanien und Lateinamerika die Nummer Eins im Mobilfunkgeschäft. Mit der Übernahme von O2 würde das Unternehmen seine Abhängigkeit von diesen Märkten verringern. Die frühere Mobilfunksparte von British Telekom wurde 2001 in die Unabhängigkeit entlassen und hat gegenwärtig 24,6 Mio. Kunden in Großbritannien, Irland und Deutschland. In Großbritannien ist O2 nach Vodafone zweitstärkster Mobilfunk-Anbieter.

Zweiter Anlauf

In Deutschland ist es für Telefónica bereits der zweite Anlauf. Der Konzern hatte im Sommer 2000 zusammen mit dem finnischen Sonera-Konzern über das Gemeinschaftsunternehmen Quam eine UMTS-Lizenz ersteigert. Quam stellte Ende 2002 aus Kostengründen aber seinen Betrieb ein. Mit dem Kauf von O2 kämen die Spanier in Deutschland mit einem Schlag auf etwa 8,4 Mio. Kunden. O2 ist nach Kundenzahl Deutschlands viertgrößter Mobilfunk-Anbieter.

Der Chef des O2-Mutterhauses, Peter Erskine, verwies darauf, dass sich Telefónica und O2 mit ihren bisherigen Geschäftsbereichen geografisch gut ergänzten. In diesem Jahr hatte Telefónica bereits für 3,7 Mrd. Euro knapp 69,4 Prozent der tschechischen Cesky Telekom erworben.

Spekulation

Über eine Übernahme von O2 gab es bereits seit längerem Spekulationen. Auch die Deutsche Telekom hatte sich interessiert gezeigt, teilte Mitte August aber mit, dass die Gespräche über eine gemeinsame Offerte mit dem holländischen Telefonunternehmen KPN ohne Ergebnis beendet worden seien. Nach dem Angebot von Telefónica hätte die Telekom nun theoretisch die Möglichkeit, ein Gegenangebot vorzulegen. Ein Sprecher wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren. (APA/dpa)