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Nach der gescheiterten Übernahme der London Stock Exchange dürfte die Strategie der Deutschen Börse für die weitere Konsolidierung der europäischen Börsenlandschaft zu den dringlichsten Aufgaben Francionis gehören.

Foto: Reuters/Swiss Picture Base
Frankfurt - Die Deutsche Börse beendet morgen, Dienstag, den 1. November, endgültig ihre führungslose Zeit. Nach dem Rücktritt von Vorstandschef Werner Seifert im Mai wird nun Nachfolger Reto Francioni, der bisherige Chef der Schweizer Börse, zu seinem ersten Arbeitstag in der Neuen Börse in Frankfurt erwartet. Francioni wird Seiferts altes Arbeitszimmer, ein Großraumbüro, beziehen und nach Informationen aus Unternehmenskreisen zunächst eine Ansprache an die Mitarbeiter halten. Anschließend steht eine Vorstandssitzung auf dem Programm.

Der 50-jährige Manager gehörte bereits von 1993 bis 2000 dem Vorstand der Deutschen Börse an und war an der Einführung der elektronischen Handelsplattform Xetra und dem später wieder eingestellten Neuen Markt für Wachstumsunternehmen maßgeblich beteiligt. Nach der gescheiterten Übernahme der London Stock Exchange dürfte die Strategie der Deutschen Börse für die weitere Konsolidierung der europäischen Börsenlandschaft zu den dringlichsten Aufgaben Francionis gehören.

Zukunft der Eurex

Außerdem wird von dem Vorstandschef ein Machtwort zur Zukunft der amerikanischen Tochter Eurex US erwartet. Der ebenfalls neue Aufsichtsratschef der Deutschen Börse, Kurt Viermetz, hatte am Wochenende in einem Zeitungsinterview bei diesem Thema den Druck auf Francioni erhöht. Viermetz sagte, die Expansion nach Übersee habe "viel Geld gekostet und muss schnell bereinigt werden." Falls kein Partner für den Ableger der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex gefunden werden könne, solle auch eine Schließung in Erwägung gezogen werden. Der Ausflug nach Amerika sei "ein großer Imageverlust" für das Unternehmen.

Mit Eurex US wildert die Deutsche Börse seit Februar 2004 im Revier traditionsreicher amerikanischer Konkurrenten, konnte den Wettbewerbern aber bisher keine großen Marktanteile abknüpfen. Gemessen an der Größe des Konzerns spielen die jährlichen Aufwendungen für die US-Tochter allerdings nur eine untergeordnete Rolle. (APA)