Der Vorstandsvorsitzende der Steiermärkischen, Gerhard Fabisch, räumte am Montag auf APA-Anfrage ein, dass es zu "Differenzen in der Risikopolitik" gekommen sei. Deshalb sei mit der Übernahme eine nachträgliche Wertberichtigung nach den strengeren Kriterien des Konzerns vorgenommen worden.
Frisches Eigenkapital
Bestätigt wurde von Fabisch heute unter Berufung auf Aussagen der Knittelfelder Sparkassenstiftungsvertreter, dass durch die expansive Geschäftspolitik der Regionalbank auf absehbare Zeit frisches Eigenkapital nötig geworden wäre. Demnach hätte Knittelfeld auch bald einmal eine Kapitalerhöhung gebraucht, und die Stiftung wollte nicht mitziehen. Nun geht die Sparkasse Knittelfeld in der "Steiermärkischen" auf.
Fabisch räumte ein, dass ein "größerer Teil" der erhöhten Kreditvorsorgen im Erste/Sparkassen-Haftungsverbund auf Wertberichtigungen bei der jüngst vollständig übernommenen Sparkasse Knittelfeld zurückzuführen sei. Zuvor war die Steiermärkische schon 51-Prozent-Eigentümer der Regional-Sparkasse. "Eine Frage der Wertberichtigungspolitik", so Fabisch. Einen direkten Zusammenhang mit der Fusion sieht er nicht.
Vorsorgefall
Weil Knittelfeld als Haftungsverbundsparkasse bei der Erste Bank "dazubilanziert" wird, hat der erhöhte Kreditvorsorgebedarf auch auf die Risikokosten der Erste Bank durchgeschlagen. In den ersten drei Quartalen 2005 sind in der Erste Bank die Kreditvorsorgen "deutlich" um 7,2 Prozent von 306,9 auf 329,1 Mio. Euro angestiegen, wie der börsenotierte Wiener Bankkonzern am Montag im Neunmonatsbericht meldete. Die Hälfte des Anstiegs - nämlich mehr als 11 Mio. Euro - "resultierte aus im dritten Quartal angefallenen Einmalaufwendungen in einer kleineren Sparkasse des Haftungsverbundes". Der Vorsorgefall von Knittelfeld hat in den ersten drei Quartalen 2005 im "Sparkassen"-Segment der Erste Bank-Bilanz somit auch den Gewinn reduziert.
Kein Wunder, dass der "Sonderfall" Knittelfeld am Montag in London auch Fragen britischer Analysten bei einer Videokonferenz des Erste-Vorstands provozierte. Laut Erste Bank-Generaldirektor Andreas Treichl war die ehemals zuständige Kreditmanagerin der kleinen steirischen Sparkasse "zu einigen Kunden etwas zu freundlich". Er hob aber hervor, dass es zwischen Feststellung der Vorfälle und den Konsequenzen daraus keine drei Wochen gedauert habe. Die Kreditverantwortliche sei umgehend ihres Amtes enthoben worden. Zudem wurde die Fusion Knittelfelds mit der Steiermärkischen vorangetrieben.
Vollständige Übernahme
Vorigen Dienstag hatte die "Steiermärkische" die Öffentlichkeit über die vollständige Übernahme der Sparkasse Knittelfeld - im Detail über den Kauf der restlichen 49 Prozent an der Sparkasse Knittelfeld AG - informiert. Gesellschaftsrechtlich soll die Fusion kommendes Jahr über die Bühne sein.