Der 69-jährige Virologe Harald zur Hausen, bis 2003 Chef des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, macht 1973 als Erster auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Warzen hervorrufenden Viren (Papillomaviren) und Gebärmutterhalskrebs aufmerksam. Damals glaubt ihm die Fachwelt aber noch nicht. Forscher seines Instituts isolieren daraufhin erstmals Erbgutspuren bestimmter Humaner Papillomaviren (HPV 16 und 18) in Tumorzellen, liefern damit den Beweis für einen Zusammenhang. Nun laufen weltweit Forschungen an. Zur Hausens Vision: Wenn eine Infektionskrankheit zu Krebs führt, müsse eine Schutzimpfung gegen die Viren auch das Risiko der Tumorentstehung reduzieren. Er sollte Recht behalten.
150 verschiedene Typen
Heute kennt man etwa 150 verschiedene Typen von HPV, die primär sexuell übertragen und in zwei Gruppen eingeteilt werden: in die mit geringem Risiko (etwa die Typen 6 und 11, die Genitalwarzen auslösen) und die mit hohem Risiko (HPV 16 und 18). Bis zu 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs sind auf eine chronische Infektion mit diesen beiden Virentypen zurückzuführen. Weltweit erkranken pro Jahr 470.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, rund 250.000 sterben daran. Damit ist das Zervixkarzinom nach Brustkrebs die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache bei Mädchen und Frauen zwischen 15 und 44 Jahren.
Jeder zweite Erwachsene ist wenigstens einmal im Leben mit einer solchen Infektion konfrontiert - bei Burschen und Männern sollen HPV Peniskrebs auslösen können. Im Regelfall wird jedoch das Immunsystem selbst mit den Viren fertig, in maximal zehn Prozent aller Infektionen kommt es zu molekularen Veränderungen, die Tumoren auslösen können: Virengene produzieren Peptide, die die Apoptose, den programmierten Suizid von entarteten Zellen, verhindern.
Der nun die Phase III der klinischen Studien an mehr als 25.000 Frauen in ganz Europa durchlaufende Impfstoff (wirkt gegen Typen 6, 11, 16 und 18) zeigte im Beobachtungszeitraum von zwei Jahren einen 100-prozentigen Schutz gegen die Ausbildung von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses (aus ethischen Gründen wartete man in Abstimmung mit der Plazebo-Vergleichsgruppe nicht auf tatsächliche Krebsstufen).