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Die Weinkrise trifft Frankreichs Winzer hart. Da nicht mehr kostendeckend gewirtschaftet werden kann, werden rund 20.000 Hektar Rebland ausgerissen
30 Hektar Weinreben werden im Laufe dieses Winters ausgerissen, zu Kleinholz verarbeitet und verbrannt. "Wir haben hier über die Jahre einen einfachen, aber guten Wein geschaffen", blickt Clémentine, Chiappas 77-jährige Mutter, zurück. "Aber was soll man tun, wenn dieser nichts mehr einbringt?" Die aus Italien stammende und seit mehreren Generationen im Bordelais tätige Winzerfamilie erhält pro "ausgerissenen" Hektar eine Prämie von bis zu 15.000 Euro, wovon 6300 Euro von der EU stammen.
Aber Serge und seine Familie - Eltern, Gattin und drei Töchter - werden davon kaum etwas sehen. "Der Hauptteil geht an die Banken", erklärt der Winzer bitter.
Seine Geschichte ist keine Ausnahme. Der Vater hatte neben Trauben noch Tabak gepflanzt und Rinder gezüchtet, um die Arbeit über das Jahr auszugleichen. Serge Chiappa konzentrierte sich um die Jahrhundertwende aber, wie viele Kollegen, auf den Rotwein, der damals im Bordelais atemberaubende Zuwachsraten erlebte. Noch im Jahr 2000 kaufte der Winzer in der allgemeinen Euphorie neues Rebland dazu - kurz bevor die Preise einbrachen.
Überproduktion
Die aktuelle "Weinkrise" sei schwerer und aussichtsloser als in den Dreißiger- oder Fünfzigerjahren. Sie hat strukturelle Gründe: Die Franzosen trinken, wie die übrigen Europäer, immer weniger Wein zu ihren Mahlzeiten; gleichzeitig werde die Konkurrenz aus Chile, Südafrika oder Australien immer größer.
Die Folge ist eine massive Überproduktion in Frankreich und in weiten Teilen Europas. Deshalb unterstützt die EU Strukturmaßnahmen im kommenden Jahr mit insgesamt 450 Millionen Euro, wovon 350 Millionen auf die Länder Spanien, Frankreich und Italien entfallen; 6,5 Millionen Euro fließen nach Österreich.
Allein in den Weinkellern des Bordeaux-Gebiets warten derzeit 1,6 Millionen Hektoliter Traubensaft auf Abnehmer. Das entspricht einem Viertel der Jahresproduktion. Offensichtlich wurde die Katastrophe 2004, als der Rebensaft wieder in Rekordmengen in die Fässer floss.
Zinsenlast
Auch bei Chiappa; sein "Château Frimont" - zwar kein absoluter Spitzenrotwein, aber mit nationalen Auszeichnungen versehen - brachte nicht einmal mehr genug ein, um die Zinsen für frühere Landkäufe zu zahlen.
Chiappa sieht nur eine Alternative zum Bankrott: einen Teil der Reben auszureißen, um mit den Prämien wenigstens die Schuldenlast zu verringern. Tausende französische Winzer seien in der gleichen Situation. Wie viele genau, werde sich Ende des Jahres zeigen, wenn die Anmeldefrist für die Ausreiß-Prämie endet.