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Wien/Paris - Belegt war bislang, dass der menschliche Geschmackssinn zwischen fünf Grundgeschmäckern unterscheiden kann: Süß, sauer, bitter, salzig und umami. Für Letzteres existiert nur ein japanisches Wort, es bezeichnet den "herzhaften" Geschmack von Fleisch, der sich aber auch in anderen Lebensmitteln - etwa Tomaten - und nicht zuletzt in Geschmacksverstärkern auf Glutamat-Basis wiederfindet.

Schon seit längerem vermuteten Forscher, dass es auf der Zunge zusätzlich auch Rezeptoren für "fett" geben müsste. Erkenntnisse eines französischen Forscherteams unter der Leitung von Phillippe Besnard von der Universität Bourgogne in Dijon untermauern dies nun: Demnach ist das Glykoprotein CD36 verantwortlich für das Erschmecken von Fett und die Lust auf Fettes. Die Forschungsergebnisse beziehen sich auf Mäuse - bei Menschen wird jedoch ein ähnliches System vermutet. Die Ergebnisse wurden im "Journal of Clinical Investigation" (JCI) veröffentlicht.

DC36

Die Wissenschafter entdeckten auf der Zunge von Mäusen ein Rezeptor-Protein namens DC36, das als Kandidat für den lange vermissten Fett-Geschmackssinn in Frage kommt. DC36 dürfte aber nicht nur für den Geschmack verantwortlich sein: Stimuliert man das Protein künstlich, so wird im Darm Gallenflüssigkeit zur Fettverdauung freigesetzt. DC36 bereitet den Organismus gleichsam für die kommenden Fette vor.

In gentechnisch modifizierten Mäusen wurde der Eiweißstoff DC36 ausgeschaltet, anschließend wurden mit den Tieren Fress-Versuche mit Flüssigkeiten angestellt. Im Gegensatz zu normalen Mäusen, die bei entsprechendem Angebot zu stets fettreichen Drinks tendierten, zeigten die modifizierten Mäuse keine Präferenz für Fett. Nagern, denen das Protein fehlte, war selbst nach einer Hungerperiode egal, ob sie fettarme oder fettreiche Kost bekamen.

Für die Medizin eröffnet die Erkenntnis möglicherweise auf längere Sicht neue Wege, gegen bestimmte Formen der Fettsucht vorzugehen. (APA/red)