Schale für Kola-Nüsse (4000 bis 5000 Euro) bei Neumeister München.

Foto: Neumeister

München - Seine erste Liebe verzeichnet Walter Bareiss im Alter von 13 Jahren: Salomé, eine frühe Kaltnadelradierung von Pablo Picasso, ein Geburtstagsgeschenk seines Vaters, das den Grundstein für eine anhaltende Leidenschaft legen sollte. Sammeln wird Teil seines Lebens und umfasst ganz unterschiedliche Gebiete: japanische Holzschnitte, attische Vasen, klassischen Moderne oder auch japanische Keramik des 20. Jahrhunderts.

Die Beschäftigung mit afrikanischer Kunst ergab sich zu gegebener Zeit dann "wie ganz von selbst". Die ungeheure Kreativität und Vielfalt der Kunst Afrikas ölte das Sammlergetriebe. Nun hat sich der 1919 in Tübingen als Sohn eines amerikanischen Geschäftsmannes geborene Bareiss entschlossen, eine beachtliche Auswahl seiner Afrika-Kollektion zugunsten der Leidenschaft anderer versteigern zu lassen. Am 10. November verteilt das Münchner Kunstauktionshaus Neumeister mehr als 180 Objekte, die für Einsteiger in das Sammelgebiet ebenso Chancen bieten wie für überzeugte Aficionados. Neben dem klassischen Westafrika, das mit einigen bedeutenden Stücken vertreten ist, liegt der Schwerpunkt des Auktionsangebotes auf dem Süden, Osten und Südosten des Kontinents, Gebiete, denen das Hauptaugenmerk des Sammlers und Mäzens Bareiss galt und eine Besonderheit für den Markt afrikanischer Kunst.

Dazu gehören etwa zwei Häuptlingsstühle (4000-6000 €) und eine seltene Schweinemaske (2000 bis 3000 €) aus Angola und dem angrenzenden Sambia. Ostafrika wartet mit einer Reihe seltener Marionettenfiguren der Sukuma (800-1200 Euro), mit Masken und einer Riesenfigur der Nyamwezi oder einer exquisiten Körpermaske der Makonde (6000-8000 Euro) auf. Von den seltenen und deshalb auch so begehrten Zauberfiguren des unteren Kongo stehen vier, im Schätzwertbereich von 4000 bis 10.000 Euro im Angebot. Repräsentativ für das Sammelgebiet des Afrika-Forschers Hans Himmerlheber steht die große Initiationsmaske der Yaka, deren Taxe bei 15.000-20.000 €liegt.

Die kleine Volksgruppe der Pende ist mit einem seltenen Orakelgerät und mit einer Krankheitsmaske vertreten, jenem Typ, der Picasso angeblich zu seinen Demoiselles d'Avignon angeregt hat. (kron/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.11.2005)