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Der vor Jahren begonnene radikale Umbau und Stellenabbau bei der Deutschen Telekom geht auch in den nächsten drei Jahren weiter. Die Politik bedauert, die Börse jubelt.

Foto: APA/EPA/Martin Gerten
Wien/Bonn - Der massive Stellenabbau bei der Deutschen Telekom geht weiter: In den kommenden drei Jahren müssen noch einmal rund 32.000 von 244.000 Mitarbeitern in Deutschland den Konzern verlassen. Die Aktie legte am Mittwoch, nach Bekanntwerden des Jobabbaus deutlich zu. Die Tochterunternehmen in Österreich - T-Mobile, T-Systems und T-Online - sind von dem Stellenabbau nicht betroffen, hieß es Mittwoch.

Die Hauptlast trägt laut Telekom die deutsche Festnetzsparte T-Com, wo jede fünfte Stelle wegfalle. Darüber hinaus sind auch die IT-Sparte T-Systems und die Verwaltung betroffen. Gemäß einer früheren Vereinbarung soll es aber keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Die Telekom bezifferte die Kosten für den Stellenabbau auf rund 3,3 Milliarden Euro. Die Gewerkschaft Verdi kündigte Widerstand an.

In die Stellenstreichungen eingerechnet sind nach Angaben der Telekom rund 7000 Mitarbeiter der konzerneigenen Beschäftigungsgesellschaft Vivento, die ebenfalls gehen müssen. Sie würden künftig für andere Unternehmen tätig, etwa das Vivento Call Center. Das hausinterne Arbeitsamt der Telekom beschäftigt derzeit rund 16.500 ehemalige Mitarbeiter. Seit das Telefongeschäft vor zehn Jahren in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, hat der Konzern mehr als 100.000 Stellen gestrichen.

Auch neue Arbeit

Gleichzeitig plant die Deutsche Telekom etwa 6000 Neueinstellungen beim Aufbau des Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetzes und in den T-Punkten. "Der weltweite Umbruch der Branche, die rasante technologische Entwicklung und besonders der regulierungsbedingt harte Wettbewerb im Festnetz- und Breitbandbereich in Deutschland stellen den gesamten Konzern vor verschärfte Herausforderungen", erklärte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke.

Einerseits müsse der Konzern in bisherigen Kernmärkten Stellen abbauen, andererseits könnten in "innovativen Bereichen" Stellen neu geschaffen werden. Per saldo müssen bei der Deutschen Telekom also 19.000 Beschäftigte tatsächlich gehen.

Verdi-Vize Franz Treml warf Ricke Verantwortungslosigkeit vor. Dem Konzern gehe es glänzend, wie auch der Rekordüberschuss und die hohe Dividende verdeutlichten. Der designierte deutsche Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) bedauerte in Berlin den Stellenabbau bei dem einstigen Staatskonzern. "Wir können jedoch nicht künstlich Arbeitsplätze halten, die nicht mehr gebraucht werden", sagte Glos.

Aktie steigt

An der Börse wurde der angekündigte Stellenabbau - wie so oft - begeistert aufgenommen. Der Kurs der lange geschundenen T-Aktie kletterte kurz nach Bekanntgabe der Neuigkeiten um 2,69 Prozent auf 14,89 Euro und war damit klar der Gewinner im Deutschen Aktienindex (DAX).

Die Deutsche Telekom ist in Österreich vor allem über ihre Mobilfunktochter T-Mobile vertreten. Diese hatte im Sommer dieses Jahres für Aufsehen gesorgt, als sie den Mitbewerber Telering kaufte. Damit rückte T-Mobile Austria mit ihren rund zwei Millionen Kunden dem Marktführer Mobilkom Austria schlagartig auf die Fersen. (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 03.11.2005)