Graz - Der Prozess gegen einen Grazer Lehrer, der sich seit 25. Oktober im Straflandesgericht vor einem Schöffensenat wegen grenzüberschreitenden Prostitutionshandels verantworten muss, wurde am Donnerstag erneut vertagt. Zusammen mit dem Pädagogen sitzen seine moldawische Freundin, ein Bordellbesitzer und dessen Frau auf der Anklagebank. Allen wird vorgeworfen, 52 Mädchen aus dem Osten als Prostituierte in die Steiermark gebracht zu haben.

Am Ende des Prozesstages wurde Donnerstagnachmittag die Enthaftung des Lehrers und seiner moldawische Freundin verfügt. Über die Fortsetzung des Prozesses gab es vorläufig keine Terminangaben.

Frauen für Bordellbesitzer in die Steiermark geholt

Der Lehrer - er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder - hatte zunächst seine Freundin aus Moldawien nach Graz gebracht und ihr eine Wohnung eingerichtet. Dann soll er für einen Grazer Bordellbesitzer weitere junge Frauen, vorwiegend aus Moldawien, zur Arbeit in Nachtlokalen in die Steiermark geholt haben. Der Pädagoge gab an, der Lokalinhaber sei der Drahtzieher gewesen, der Mitangeklagte belastete hingegen den Lehrer massiv.

Die Einvernahme der Mädchen verlief immer nach dem gleichen Schema: So gut wie einheitlich gaben sie an, der Lehrer hätte von ihnen regelmäßig Geld kassiert, auch nachdem die Reisekosten längst abbezahlt waren. "Er ist immer Montag gekommen und hat das Geld geholt", gab eine der moldawischen Zeuginnen an. "Warum haben Sie ihm nie gesagt, dass Sie nichts mehr zahlen wollen?", fragte Richterin Karin Kohlroser. "Ich wollte keine Probleme machen", sagte die Frau.

Listen mit Zahlungsforderungen

Ein befreundeter Anwalt des Lehrers erklärte, dieser hätte sich vor den Transaktionen bei ihm erkundigt, ob alles legal sei. "Er hat gesagt, er ist ja kein Trottel, dass er etwas tut, das ihm persönlich Schaden bringt", sagte der Rechtsanwalt, der als Zeuge geladen war.

Einer der Verteidiger legte Listen vor, die angeblich alle Zahlungsforderungen an die Mädchen enthalten. "Ich habe nur einmal eine Liste erstellt, das war, um die Abrechnungsstreitigkeiten zu klären", meinte der Lehrer, der leugnete, ständig von den Frauen Geld kassiert zu haben. (APA)