London - Bereits den frühen Menschen zog es an die Küsten. 125.000 Jahre alt sind Steinäxte und Faustkeile, die eine internationale Arbeitsgruppe unter Leitung von Robert Walter aus Ensenada (Mexiko) am Roten Meer fand. Wie die Wissenschafter im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 405, S. 65) darlegen, unterstützt der Fund die Theorie, nach der der moderne Mensch Afrika in einer großen Auswanderungswelle verließ und die übrige Welt besiedelte. Er wanderte dabei offenbar entlang der Küsten. Lang andauernde Trockenperioden zwangen den modernen Menschen nach Vermutungen der Forscher vor 125.000 Jahren, das Innere Afrikas Richtung Osten zu verlassen. Am südlichen Küstenabschnitt des Roten Meeres lernten diese Menschen dann sehr schnell, sich von dem zu ernähren, was das Meer ihnen bot. Immer entlang der Küsten, so die weitere Vorstellung, verließen diese Menschen Afrika, wanderten bis nach Südostasien und setzten sogar nach Australien über. Diese Theorie passt gut zu früheren Befunden und erklärt auch, dass ältere Menschenformen in Asien und Europa noch relativ lange überleben konnten. Sie wären demnach an ihren Siedlungsplätzen im Landesinneren vorerst vom modernen Menschen unbehelligt geblieben, dessen Ausbreitung sich auf die Küstenregionen beschränkte. Die jetzt entdeckten, mehrere hundert Steinwerkzeuge sind allerdings ein Glücksfall. Die meisten der vermuteten alten Wanderwege liegen durch den Anstieg des Meeresspiegels heute um einige Meter unter Wasser. Nur wenige Stellen wie die afrikanische Küste des Roten Meeres wurden durch tektonische Prozesse ebenfalls angehoben. Deutsche und italienische Forscher hatten im vergangenen November auf Grund von Erbgutanalysen und Fossilienfunden von zwei Auswanderungswegen des modernen Menschen berichtet. Eine Route führte ihren Studien zufolge vor rund 100.000 Jahren den Menschen von Nord-Afrika aus in den Nahen Osten. Eine zweite etwa 40.000 Jahre später vom Osten Afrikas der Küste entlang nach Südasien und dann bis Australien und den pazifischen Inseln. Das Team hatte das Erbgut von Indern analysiert und festgestellt, dass es dem von Ostafrikanern stark ähnelt (Nature Genetics, Bd. 23, S. 437). (APA)