Berlin/Teheran - Ungeachtet internationaler Kritik an seiner Atompolitik will der Iran Diplomaten zufolge ab kommender Woche erneut Uran umwandeln. Die Islamische Republik habe die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO bzw. IAEA) über ihr Vorhaben informiert, dass dann die nächste Produktionsphase in der Atomanlage Isfahan beginne, sagte ein europäischer Diplomat am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die USA und die Europäische Union werfen der Islamischen Republik vor, nach Atomwaffen zu streben, was diese zurückweist. Russland versuchte unterdessen, den Atomstreit zwischen dem Westen und dem Iran durch einen neuen Vorschlag zu entschärfen. Dieser sieht im Kern ein russisch-iranisches Gemeinschaftsunternehmen zur Uran-Umwandlung und Anreicherung in Russland vor und wird offenbar von der IAEO und der EU unterstützt.

Uran kann, sobald es in Uran-Hexafluorid-Gas (UF6) umgewandelt und danach angereichert worden ist, sowohl als Kernbrennstoff in Kraftwerken als auch zum Bau von Atombomben verwendet werden. Der IAEO nahe stehenden Diplomaten zufolge ist das in Isfahan produzierte UF6 jedoch bisher von so schlechter Qualität, dass es unbrauchbar ist.

Der russische Vorschlag zielt Diplomaten zufolge darauf ab, eine Eskalation des Atomstreits zu verhindern. Zudem könnte die Islamische Republik damit ihr Gesicht wahren, weil sie nicht gänzlich auf eigene Nukleartechnik verzichten müsste. Frühere russische Versuche zur Beilegung des Atomstreits waren am Widerstand der Regierung in Teheran gescheitert.

Nach den Vorstellungen Russlands könnte der Iran in Isfahan Uran-Tetrafluorid (UF4) produzieren. Dieses würde dann in Russland in UF6 umgewandelt und angereichert. Nach Angaben von Diplomaten lehnt der Iran den Vorschlag nicht ab, will aber das Gemeinschaftsunternehmen im eigenen Land angesiedelt wissen. Die EU würde den Vorstoß Russlands einem Diplomaten zufolge unterstützen. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass der Iran auf sämtliche sensiblen Nuklear-Aktivitäten verzichte. (APA/Reuters)