Rapid hat sich in der Champions League ganz gut verkauft. In Brügge sind zum Beispiel nur zwei Fans (von 1400 mitgereisten) unangenehm aufgefallen, ihr Vergehen war ein vergleichsweise geringes, da hatte der globale Fußball schon Schlimmeres anzubieten. Sie pinkelten am helllichten Tag auf den Hauptplatz, da musste die Polizei einfach hinschauen und einschreiten und Geldstrafen verhängen. Pech.

Rapids Kicker haben in vier Partien das Minimum von null Punkten geholt, diese Zahl wird man verteidigen, ein Zuwachs gegen Bayern München und Juventus ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Auch Pech, da kann man sich noch so ganz gut verkaufen. Österreichs Fußball ist wieder einmal an seiner Systemlosigkeit gescheitert (keine Nachwuchspflege etc.), dass es ausgerechnet den populärsten Klub getroffen hat, ist doppeltes Pech. Es hatte ja etwas Kitschiges und Hysterisches an sich, als just jene, die über ein relativ geringes Budget verfügen, die von Frank Stronach gequälte Wiener Austria verblasen haben und sich für Europas Eliteklasse qualifizierten. Auch mit Glück. Rapid musste nun erfahren, dass sogar wenig Geld kein Vorteil ist. Pech. Im Hintergrund lauert Dietrich Mateschitz mit Red Bull Salzburg, vielleicht werden sich die in absehbarer Zeit für die Champions League qualifizieren und sich dort trotz Pechs ganz gut verkaufen.

Rapids Trainer Josef Hickersberger ist ab 1. Jänner Teamchef. Er soll eine Mannschaft aufbauen, die bei der Heim-EM 2008 alles und jeden niederreißt. Hickersberger nennt das eine "reizvolle Aufgabe". Da er zu den Intelligentesten seiner Zunft zählt, weiß er, dass es eigentlich nur darum gehen kann, sich ganz gut zu verkaufen. Pech, oder frei nach Torberg: Gott bewahre uns vor allem, was noch ein Glück ist. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag 4. November 2005, Christian Hackl)