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Der Deutsche Franke Sloothaak greift nach dem Stadthallen-Hattrick, die Österreicher Thomas Frühmann (Bild) und Hugo Simon greifen Sloothaak an.

Foto: APA/ Artinger
Wien - Das ist natürlich ein G'schichterl, das nur der Herr Nidetzky in die Welt gesetzt haben kann. "Ich", sagt Thomas Frühmann, "ich soll in aller Herrgottsfrüh schon auf dem Pferd sitzen und trainieren? Sicher nicht! Das fang ich mir nicht mehr an." Peter Nidetzky, der gemeinsam mit Frühmann das Fest der Pferde in der Wiener Stadthalle ausrichtet, hatte überschwänglich vom wieder aufflackernden Ehrgeiz seines immerjungen Freundes berichtet. Frühmann (54): "Ehrgeiz ja, Herrgottsfrüh nein!"

Doch ist der Wiener, der international beinah schon abgesattelt hatte und jahrelang in keiner Weltrangliste mehr aufgeschienen war, plötzlich wieder gut beritten. Zu Sixth Sense (9) hat sich Limited Edition (8) gesellt, neben Frühmanns eigener liefert die Jugend seiner Pferde eine Perspektive. "Ich liege in der Weltrangliste um Platz siebzig, hab mich um dreihundert Ränge verbessert. Tendenz steigend." Den Aufschwung verdankt er seiner Ex-Frau Serena Hamberg, die einem bei München angesiedelten Händler die beiden Rösser abgekauft und Frühmann in den Sattel geholfen hat. "Ohne sie", sagt er, "hätte ich es nicht mehr zurück geschafft."

Der Deutsche Franke Sloothaak wird am Montag in der Stadthalle auf seinen dritten Grand-Prix-Erfolg en suite losgehen. Und es ist schon bezeichnend, dass die österreichischen Hoffnungen wieder (einmal) auf Frühmann und Hugo Simon (63) ruhen. Der Vorjahresfünfte Frühmann trug von 1989 bis '91 auf Grandeur drei Grand-Prix-Erfolge davon, der Vorjahreszweite Simon siegte 1997 auf Apricot sowie 1998 und 2000 jeweils auf E.T. "Gut zu wissen", sagt Frühmann, "dass wir nichts verlernt haben." Genug Talent orte er wohl bei jungen oder zumindest jüngeren heimischen Reitern, genug Geld aber orte er nicht. Und ohne gutes Geld kein gutes Pferd.

Am Donnerstag nahm Frühmann erstmals zur Klon-Diskussion Stellung, die aufkam, als bekannt wurde, dass E.T. geklont wird. Nach Angaben Simons und des französischen Labors Cryozootech könnte der E.T.-Klon schon 2006 zur Welt kommen. Frühmann hält "die Klonerei für Schwachsinn. Wer einen zweiten E.T. will, braucht auch einen zweiten Hugo Simon. Man müsste also auch den Hugo klonen." Die Zucht, meint Frühmann, sei auf herkömmlichem Weg potent genug. Der herkömmliche Weg sieht meist so aus, dass der Hengst mithilfe eines Phantoms (Gestells) quasi angezapft wird. Frühmanns Grandeur steht mit knapp 27 noch auf der Koppel, und steht er nicht, so bespringt er. "Er hat", sagt Frühmann, "letztes Jahr achtzig Stuten besprungen - oder halt Phantome." Nachsatz: "Das ist ihm egal, er sieht nimmer so gut." (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 4. November 2005, Fritz Neumann)