Nürnberg - Im ältesten deutschen Weinlokal, dem Gasthof "Goldenes Posthorn" in Nürnberg, sind bei einem Besitzer-Wechsel überraschend Jahrhunderte alte Urkunden zur Geschichte des Hauses aufgetaucht. Die Dokumente gäben Aufschluss über die Vorbesitzer des Gasthauses in den Jahren 1526 bis 1633, erläuterte der Leiter des Nürnberger Stadtarchivs, Michael Diefenbacher.

"Beim Kauf des Hauses wusste ich nicht, dass die Originale so nahtlos vorhanden sind", sagte Gasthofbesitzer Werner Behringer, der zugleich Vorstandsmitglied des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg ist. Er hatte das Haus vor zwei Jahren erworben und das Lokal restauriert. "Die Urkunden erhielt ich von der Vorbesitzerin in einer Holzkiste - wahrscheinlich sind sie darin während des Krieges sicher verwahrt worden."

Übergabe

Behringer übergab die Dokumente sowie mehrere historische Gegenstände dem Nürnberger Stadtarchiv. Im Tausch erstellte das Stadtarchiv Faksimiles der Urkunden, die im Gastraum des "Goldenen Posthorn" zu sehen sind. Darunter seien Spielkarten aus dem 16. Jahrhundert, Stiche von Postbeamten aus dem 19. Jahrhundert, ein Druck nach einer Rötelzeichung von Ludwig Kühn aus dem Jahr 1906 sowie alte Speisekarten aus dem Jahr 1900. Damals hatte ein Paar Bratwürste noch 35 Pfennige gekostet.

Das "Goldene Posthorn" gehört zu Nürnbergs traditionsreichsten Lokalen. Dank des Nürnberger Dichters Hans Sachs fand das Weinlokal auch in die Literatur Eingang. In seinem Schwank "Der Krämerskorb" aus dem Jahr 1543 erwähnte er das "Goldene Posthorn" gleich drei Mal. Der älteste Hinweis auf das Lokal findet sich in einer Urkunde über den Verkauf des "guldin horn" aus dem Jahr 1498. Vermutlich habe das Lokal aber schon davor existiert, vermutet Archivleiter Diefenbacher. (APA/dpa)