Hamburg - Die deutschen Autobauer steuern dank anhaltend hoher Exporte auf einen Produktionsrekord zu. Die Inlandsnachfrage dürfte nach Einschätzung von Marktforschern wegen der Verunsicherung der Verbraucher indes auch 2006 schwach bleiben.

"Ich bin zuversichtlich, dass wir 2005 mehr Pkw in Deutschland bauen werden als im letzten Jahr und damit im achten Jahr in Folge die Fünf-Millionen-Marke übertreffen", sagte Bernd Gottschalk, der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Freitag in Frankfurt. Getrieben werde die Produktion durch den starken Export.

Hohe Nachfrage aus dem Ausland

Auf Grund der hohen Auslandsnachfrage wurden im Oktober in Deutschland 455.000 Fahrzeuge gebaut, 2 Prozent mehr als im Oktober 2004. Seit Jahresbeginn liefen 4,46 Millionen Autos von den Produktionsbändern, das waren ebenfalls 2 Prozent mehr.

Die Zahl der ausgeführten Pkw und Kombi erhöhte sich im Oktober um 5 Prozent auf 313.000. Seit Jahresbeginn wurden 3,14 Millionen Fahrzeuge ins Ausland geliefert. Dabei seien in den westeuropäischen Ländern vor allem mehr Diesel-Fahrzeuge abgesetzt worden. Gottschalk hält einen Exportrekord in der Größenordnung von über 3,7 Millionen Pkw 2005 für möglich.

Dank der Nachfrage aus dem Ausland können die deutschen Autobauer die schwache Nachfrage aus dem Inland ausgleichen. Die Zulassungen in Deutschland nahmen im Oktober zwar um 3,5 Prozent auf 291.000 Fahrzeuge zu. Damit setzte sich der Aufwärtstrend in der Branche den siebenten Monat in Folge fort. Seit Jahresbeginn nahmen die Neuregistrierungen um 3,3 Prozent auf 2,79 Millionen Fahrzeuge zu. Von Aufbruchstimmung ist Experten zufolge auch einen Monat nach der Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt am deutschen Automarkt keine Spur. In der Regel ziehen nach den großen Automessen wegen der dort präsentierten neuen Modelle die Verkäufe an.

Aufschwung bei der Inlandsnachfrage nicht in Sicht

Für den schleppenden Autoabsatz macht der VDA die Sorge der Bürger vor weiteren Mehrbelastungen verantwortlich. Neben der hohen Arbeitslosigkeit hielten die gestiegenen Benzinpreise und Unsicherheit im Umfeld der Bundestagsneuwahl viele Verbraucher vom Kauf eines Neuwagens ab. Für 2005 erwartet der Branchenverband 3,3 Millionen Neuzulassungen in Deutschland, nur geringfügig mehr als im vergangenen Jahr (3,27 Millionen).

"Ein starker Aufschwung sieht anders aus", sagte Ferdinand Dudenhöffer, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts B&D in Leverkusen. Die Autobauer müssten die Verkäufe immer noch durch hohe Rabatte ankurbeln. "Das Eis, auf dem wir laufen, ist immer noch sehr dünn." Für 2006 rechne er allenfalls mit einem leichten Anstieg der Neuzulassungen auf 3,4 Millionen Fahrzeuge, sagte Dudenhöffer.

Das Essener Institut R.L. Polk geht für das kommende Jahr von einer Stagnation aus. "Selbst ohne weitere steuerliche Belastung würde der Markt nur um 1,5 Prozent wachsen. Das ist nun wirklich gar nichts", sagte Marktforscher Ulrich Winzen. Allein eine Mehrwertsteuererhöhung um zwei Prozent würde seiner Ansicht nach dazu führen, dass etwa 20.000 Pkw weniger verkauft werden. In den Koalitionsverhandlungen in Berlin wird zurzeit über eine höhere Mehrwertsteuer diskutiert. (APA/Reuters)