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Die Staatsoper nach Ende es Weltkriegs: Bühne und Zuschauerraum waren völlig ausgebrannt.

Foto: Archiv Kramer/Boltenstern
Der 12. März 1945 ging als "Österreichs Schwarzer Montag" in die Geschichte ein: Bei einem Bombenangriff wurde neben der Albertina, dem Philipp-Hof und vielen weiteren Gebäuden auch die Staatsoper getroffen. Es fehlte an Löschwasser, das Haus stand einen Tag und eine Nacht lang in Flammen. Das Dach stürzte ein, der Zuschauerraum und die Bühne brannten völlig aus. Fast unversehrt blieben bloß die Eingangshalle, die Feststiege, das Vestibül mit dem Foyer und dem Teesalon.

Die ehemalige Hofoper war ab 1861 nach den Plänen von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg als erster Monumentalbau der Ringstraße im Stil der italienischen Renaissance errichtet worden. An der prunkvollen Innenausgestaltung waren zahlreiche Künstler, darunter Moritz von Schwind, beteiligt. Die Eröffnung mit Don Giovanni im Mai 1869 (wegen Kaiserin Elisabeth, die dann doch nicht kam, verschoben) erlebten die Architekten nicht mehr: Die Kritik an der "versunkenen Kiste" trieb van der Nüll 1868 in den Selbstmord, zwei Monate später traf seinen Kollegen der Herzschlag.

Bereits wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs, am 24. Mai 1945, versprach Julius Raab, damals Staatssekretär für öffentliche Bauten, der Bevölkerung den Wiederaufbau des identitätsstiftenden Wahrzeichens. Doch zunächst wurde, da der Historismus nicht viel galt, diskutiert, ob die Oper nicht besser durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Im Frühjahr 1946 beschloss man schließlich eine Wiederherstellung des Äußeren samt einer Modernisierung im Inneren. Einen Architekten mit untadeliger Vergangenheit zu finden stellte sich aber als schwierig heraus.

Den geladenen Wettbewerb, zu dem auch Clemens Holzmeister eingeladen worden war, konnte 1948 schließlich Erich Boltenstern für sich entscheiden. Mit der Gestaltung diverser Säle wurden Otto Prossinger, Felix Cewela und Ceno Kosak beauftragt. Beim Aufbau des Zuschauerraums behielt Boltenstern - trotz vielfach geäußerter Kritik - die Grundgestalt des historischen Logentheaters bei, in der Formensprache ging er allerdings eigene Wege. Auf eine malerische Ausgestaltung wurde verzichtet, für die Deckenbeleuchtung designte der Architekt einen 3000 Kilo schweren Glaskristallkranz mit 1100 Glühbirnen.

Rudolf H. Eisenmenger, der die Wandteppiche für den Gobelinsaal entworfen hatte, gewann schließlich, 1954/55, den Wettbewerb für den eisernen Vorhang. Die Wiedereröffnung fand am 5. November 1955 statt - mit Don Giovanni.

Eine reich bebilderte Baugeschichte über Bau, Zerstörung und Wiederaufbau der Oper hat nun Maria Kramer herausgebracht (Molden); was sich seither künstlerisch ereignete, erzählt Leo Mazakarini nach (Kremayr & Scheriau). Beide Bücher haben den gleichen Titel: Die Wiener Staatsoper. (DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.11.2005)