Bassist Ron Carter ist ein anderer dieser Begleiter-Könige, dessen Name mit der halben Jazzgeschichte von Coleman Hawkins bis Bill Evans, vor allem aber mit Miles Davis verknüpft ist. Die eigenen Arbeiten hinterließen zuletzt einen ambivalenten Eindruck: Da ist die Erinnerung an einen augenlidbeschwerenden Jazz-Fest-Auftritt in Wien, als sein Quartett lustlos Soli aneinander reihte.
Da sind andrerseits starke, von eigener Handschrift zeugende Alben wie The Golden Striker von 2003. Im Mozarteum ein wiederum anderer Ron Carter zu vernehmen: Einer, der dem Jazzherbst tatsächlich ein kleine Sternstunde bescherte. Percussion-Klänge, ein im Tempo Rubato von Piano und Bass ertastetes Zwei-Ton-Motiv, aus dem sich langsam eine lyrische Melodie entwickelte, und das alsbald rhythmisch unter Dampf gesetzt wurde, standen am Beginn - am Beginn einer Reise durch kontrastreiche Landschaften:
Eine organisch entwickelte klingende Bildfolge vernahm man da, in der der 68-jährige Bassist die Themen Blues, Bossa Nova, Hardbop streifte, um eine berückende Solo-Version von Luiz Bonfas Samba de Orfeo in den musikalischen Fluss einzuspeisen. Die Kollegen hielten mit: Pianist Stephen Scott hat sich mittlerweile zu einem plastischen Geschichtenerzähler entwickelt. Schlagzeuger Payton Crossley bestach durch die Filigranität seines Spiels, Perkussionist Steven Kroon durch Farbreichtum.