H.Kasper: Er streichelt das Rote-Boliden-Winterdeckerl

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Dekadenter Blitz

Eigentlich hätte die Veranstaltung in einen Bunker gehört. Oder auf das Dach eines Flakturms. Schließlich präsentierte das Casual-Wear-Label "New Yorker" Donnerstagabend einen TV-Werbespot, in dem schöne Partymenschen in der Wüste feiern - bis sie von Blitz und Schockwelle einer Atombombe vernichtet werden. Im Stil von Kalter-Krieg-Filmen. Früher wäre das beinharte Antirüstungspolemik und zynische Konsumkritik gewesen. Heute steht da aber "Dress for the moment" drüber - und regt nicht weiter auf. Doch weil sich schicke Menschen höchstens in Werbespots an unschick-dezentrale Orte (Wüste, Bunker) begeben, wurde der Spot im ultraschicken Key Club, auf dem Dach des ehemaligen Kaipalastes, erstaufgeführt: Statt Blitz und Strahlung entblätterte eine gemütliche Sofapartie Strip-Poker die Models - nicht ganz bis auf die Knochen. Aber als Louie Austen dann zwischen den tanzenden Gästen "My Way" schmetterte, während auf der Leinwand beim Kamin Atompilze wuchsen, war sogar im Glaskubus über dem Donaukanal heimelige Endzeitstimmung zu spüren. Ein schick-dekadentes bisserl halt.

Dekadentes Blech Auf manche Fragen kommt man erst, wenn sie beantwortet werden. Etwa: Wieso sieht man im Winter wenige Ferraris? Aber zum Glück verkündete Österreichs Ober-Ferraristi Heribert Kasper Donnerstagabend im Lugnerplex, dass er glücklich sei, das Rennen gegen das Wetter gewonnen zu haben: Zur Premiere des Ferrari-Filmes "Enzo" säumte viel teures Rotblech den Gürtel - und Kasper verriet, "dass die Autos beim ersten Frost abgemeldet werden - die meisten Ferraris haben nur fünf Monate eine Nummerntafel." Wetter- wie steuerbedingt. Doch obwohl man ja auch mit der U-Bahn nach Lugnerland kommt, waren viele angekündigte Nicht-Ferraristi der Premiere fern geblieben. Nur Ex-Playmate Sylvia Hackl hielt die Stellung - und konnte sich der Angebote, um den Block gefahren zu werden, gerade noch erwehren. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 05./06.11.2005)