Weniger als zwei Jahre nach der Fusion der Musiksparten von Sony und Bertelsmann (BMG) zum weltweit größten Tonträgerunternehmen kriselt es in der Konzern-Ehe, berichtet die Finacial Times Deutschland (FTD). Bertelsmann-Chef Gunther Thielen hat Sony-CEO Howard Stinger im September mitgeteilt, dass er gegen die Vertragsverlängerung von Sony BMG-Chef Andrew Lack ist.

Ursachen

Bertelsmann und Sony wollten sich nicht öffentlich zu den Ursachen für die Unstimmigkeiten äußern. In der Branche werde über wirtschaftliche Ursachen und über einen Machtkampf zwischen den Chefetagen beider Konzerne spekuliert, schreibt die FTD. Im ersten Halbjahr 2005 ist der Betriebsgewinn vor Umstrukturierungskosten um ein Drittel niedriger ausgefallen als im Vergleichszeitraum 2004, im drittel Quartal 2005 hat das Joint Venture Nettoverluste von 60 Mio. Dollar geschrieben. Nach Angaben von Sony BMG sei dieser Rückgang auf "außergewöhnlichen Erfolg" im vergangenen Jahr zurückzuführen. Zudem laufe die Integration der beiden Unternehmen besser als geplant.

Marktanteil

Laut Mitbewerbern von Sony BMG sei der Marktanteil des Musikkonzerns in den USA von 30 auf 26 Prozent gefallen, da das Joint Venture zu sehr mit der Integration beider Unternehmen beschäftigt sei. Auch die Unternehmenskultur von Sony und BMG sei sehr unterschiedlich. "Sony ist sehr amerikanisch und abgebrüht. BMG hat einen internationaleren Ansatz, ist aber nicht so stark im Antrieb", meint ein Wettbewerber.

Führung des Joint Ventures

Ein weiterer Grund für den Konflikt sei der Kampf um die Führung des Joint Ventures. Beide Konzerne halten zwar 50 Prozent, seien aber von Anfang an nicht gleich berechtigt gewesen. Sony hat das Recht, den Chef des Joint Ventures für fünf Jahre zu wählen, BMG kann den Vertrag nach zwei Jahren überprüfen lassen. Laut Branchenanalysten könnte BMG auf mehr Mitspracherecht drängen, so könnte zum Beispiel durch eine Neuverhandlung des Joint Venture Vertrags die Mitsprache bei der Bestellung der Führungsetage neu geregelt werden. (pte)